“Aber Hans, die Geschichte hast du doch schon dreimal erzählt”, warf seine 88-jährige Frau ein.
“Hm”, machte ich und dachte nach. Da schien noch mehr zu sein.
Dann wandte ich mich an Onkel Hans: “Hans, du sagst, es sind nach und nach immer mehr Verwandte zu euch in die kleine Wohnung gekommen, weil sie ausgebombt waren. Am Ende wart ihr 13 Menschen dort . Und ihr hattet nur ein Außenklo und du musstest am Fussende des Bettes deiner Eltern schlafen.”
Ich machte eine Pause.
“Du warst ja damals 13 Jahre alt. Mein Sohn ist gerade auch 13. Wenn ich mir vorstelle, wie es ihm in einer solchen Situation gehen würde… So viele Leute, kein Raum für Rückzug, kein Raum für die eigene Entwicklung, die gerade mit 13 passiert. Das muss echt hart gewesen sein für dich.”
“Ja”, die Augen vom Onkel Hans schimmerten feucht, “jaa, das war hart.” Sein Blick verlor sich in der Weite.

Dann schaute er mich wieder an. “Das war eine schwere Zeit damals. Ich war ja noch ein Kind. Und der Onkel Emil ist immer besoffen nach Hause gekommen.”
So lange her, die Kindheit und Pubertät im Krieg und doch war der Schmerz in ihm immer noch lebendig.
Es war eine Reise in die weite Vergangenheit meiner Familie mütterlicherseits.

Ich hörte von ziemlich selbstbewussten Urgrosstante, die sich nach dem Tod der Urgroßmutter mit ihrem Bruder zerstritt.
Einer Großtante mit einer wahrscheinlich akuten Wochenbettdepression, die kurz nach der Geburt ihres Kindes “ins Wasser gegangen ist”, wie man damals sagt.
Ich hörte von dem Urgrossvater, der sein Augenlicht im ersten Weltkrieg verlor und trotzdem in den 2. Weltkrieg geschickt wurde (aber als fast Blinder nach einer Woche wieder zurück kam.)
Ich hörte von Schicksalen, wie sie in allen Familien vorkommen.
Kennst du deine Familiengeschichte?
Familiengeschichte ist etwas faszinierendes. Einerseits ist die Geschichte meiner oder auch deiner Familie eben Geschichte.
Vielleicht sogar vergessen.
Doch eines sicher nicht: Spurenlos vorbei.
Die Spuren unserer Familiengeschichten finden sich noch heute in unserem Leben. Wir erben nicht nur die Haarfarbe und Körpergröße, sondern auch ungelöste Familienthemen, bestimmte Verhaltensmuster und alten Schmerz.
Manchmal verstehen wir besser, vorher ein bestimmtes Verhalten von uns kommt, wenn wir unsere Familiengeschichte kennen.
Es gibt Themen, die über Generationen weitergegeben werden.
Bis jemand kommt und sie löst.
Ich glaube fest daran, dass unsere Generation es ist, die einige von diesen Themen auflösen wird.
Themen, die sogar älter sind als die Traumata, die durch die Weltkriege entstanden sind.

Transgenerationale Übertragungen
Wenn es dir schwer fällt, aus einem bestimmten Verhalten gegenüber deinen Kindern rauszukommen, was du nicht mehr möchtest, dann kann es ein Verhalten sein, was transgenerational übertragen worden ist.
Diese Verhaltensmuster sind entweder sehr früh in der Kindheit übernommen worden und sind nach Erkenntnissen der Epigenetik sogar vererbt.
Denn Verhaltensmuster werden nicht nur erlernt, sondern auch vererbt:
Vor dem 2. Weltkrieg war es in England lange üblich, dass die Haushalte frische Milch in einer Glasflasche vor die Tür gestellt bekamen. Diese waren mit einer Folie verschlossen.
Nach dem Krieg wurde die Lieferung der Milch vor der Haustür eingestellt. Die Meisen hatten nichts mehr zu picken.
Eine Meisengeneration nach der anderen kam. Schließlich lebten nur noch Meisen, die keinen direkten Kontakt mehr mit den milchpickenden Meisen hatten.
Dann wurde die Milchflasche vor der Haustür wieder eingeführt. Und obwohl keine zu dem Zeitpunkt lebende Meise noch die Milchflaschen kannten oder eine Meise, die die Deckel aufpickte, begannen sie sofort, die Milchdeckel aufzupicken. Das Verhaltensmuster hatten sie geerbt.
Dass ein Verhalten vererbt wird, ist im Sinne der Evolution eben durchaus von Vorteil, wenn es dem Überleben und der Gemeinschaft diente.
Nur ist das, was vor vielen Jahren dem Überleben diente, das, was uns heute das Leben schwermachen kann.
Doch genauso wie wir ein Verhalten erben oder erlernen können, so können wir es auch wieder verlernen oder durch ein anderes ersetzen.
Denn auch darauf deuten alle neueren Studien zur Neuroplastizität unseres Gehirns hin.
Was es für eine Veränderung von unserem eigenen Verhalten braucht , ist:
– Wissen darüber, wie Veränderungsprozesse funktionieren
– Bewusstheit darüber, was gerade mit uns in einem schwierigen Verhalten passiert.
– Nachhaltige Strategien, die helfen, ein neues Verhalten zu etablieren.
– Ganz viel Geduld, denn das geschieht nicht von heute auf morgen.
– Unterstützung durch andere Menschen, die dem wohlwollend gegenüberstehen.
Wir können diesen unglückseligen Kreislauf durchbrechen, der so viele Generationen geprägt hat. Wir können alten Schmerz, der nicht wirklich unserer ist, heilen.
Indem wir uns heilen, heilen wir unsere Familien und damit unsere Welt.
Nur dadurch werden wir wirklich nachhaltig friedvoller mit uns und unseren Kindern leben können.

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