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Warum die Frage nach dem Warum dein Kind überfordert!

Was an einem Warum so schwierig ist!

Schon mal eine ausführliche Antwort auf die folgende Frage bekommen?
“Wie sieht es denn hier aus? Warum habt ihr denn die ganzen Sachen auf einen Haufen geworfen?”
Oder eine sinnige Antwort auf die Frage: “Warum haust du deine kleine Schwester?”
Da wäre noch die Frage:  “Warum könnt ihr nicht einmal sein leise sein?“
Und „Warum weinst du denn?“ ist für kleine Kinder kaum zu beantworten und lässt sie gleich noch trauriger werden.
So viele Warums!
„Warum machst du das?“  „Warum kannst du das nicht verstehen?“ „Warum, warum, warum?“

Der beste Weg, eine vernünftige Kommunikation verhindern, ist es, eine Warum-Frage zu stellen.

 Es ist wirklich erstaunlich, dass diese fünf Buchstaben den Einstig in ein Gespräch so erschweren.
Aber was macht an einer Warum-Frage  die verbindende Kommunikation so schwer? Was löst das Warum in uns und unseren Kindern aus?
Marshall B. Rosenberg sagt dazu:
“Ich habe Menschen in den verschiedensten Ländern gefragt: „Welches sind die Botschaften, die für Sie am schwersten zu ertragen sind, wenn Sie sich wirklich sicher fühlen möchten?“ „WARUM“ steht ganz oben auf der Liste. Wenn ihr Menschen wirklich in Angst versetzen möchtet, dann stellt ihr ihnen „WARUM“-Fragen. „Warum?“”
(Aus: Wie ich dich lieben kann, wenn ich mich selbst liebe)
Nicht nur Kinder, auch Erwachsene fühlen sich äußerst unwohl, wenn ihnen eine Warum-Frage gestellt wird.
Sie fühlen sich wie in einer Verhör-Situation.
Führungskräften wird deswegen in Kommunikationsseminaren nahegelegt, auf Warum-Fragen zu verzichten. Auch Psychotherapeuten verzichten auf Warum-Fragen.
Denn eine Warum-Frage wird häufig in der Hierarchie von oben nach unten gestellt. Sie zementiert eher das Machtgefälle, als dass sie die Situation entspannt.
Stell dir mal vor, ein Schüler fragt seinen Lehrer: “Warum haben Sie mir so viele Hausaufgaben aufgegeben?”
Völlig üblich dagegen ist die Frage des Lehrers: “Warum hast du deine Hausaufgaben nicht gemacht?”
In der Warum-Frage schwingt eine Bewertung mit. (Warum seid ihr so laut? Warum ist es hier so unordentlich? Warum bist du zu spät?)
Keiner wird gerne bewertet.
Niemand wird gerne verhört.
Das, was wir uns wünschen, eine Klärung eines Konfliktes, wird so eher verhindert.
Kinder können auch nicht analysieren, wie es zu einem Konflikt kam. Dafür brauchen sie unsere Hilfe. 
Denn was bei der Warum-Frage fehlt, ist Empathie. Das Warum urteilt, untersucht, verhört. Sagt: „Es ist falsch, was du tust!”
Erwachsene reagieren auf solche Fragen genervt oder aggressiv, Kinder antworten einsilbig oder ebenfalls aggressiv. Allen gemeinsam ist, dass eine Warum-Frage Unwohlsein hervorruft.
Ziemlich selten  wird bei einer Warum-Frage ein Kind erläutern, wie es zu der Situation gekommen ist.
Es antwortet eher so:
“Wir sind gar nicht laut.”
“Weil sie mich an den Haaren gezogen hat.”
“Weiß ich nicht.”
“Keine Ahnung.”
“Darum.”

Die “Warum hast du das getan?” Reaktion ist in unserer Gesellschaft so tief verankert, dass es nicht leicht ist, davon wegzukommen.

Wir haben es selbst oft genug als Kinder gehört.
Mir rutscht es manchmal auch noch raus, wenn meine Kinder ein Verhalten zeigen, dass für mich schwierig ist.
Zum Glück passiert es allerdings nur noch selten, aber wenn, stelle ich erneut die Sinnlosigkeit dieser Frage fest. Denn sie ist lediglich ein Ventil für meinen Ärger, aber keine Verbindung zu meinen Kindern.
Dann schalte ich bewußt um und wähle Worte, bei denen meine Kinder sich öffnen können. (Über weitere Kommunikationskillerwörter schreibe ich hier)
Was also kannst du sagen, wenn du mit einem Verhalten deines Kindes ein Problem hast und das klären möchtest?
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Als erstes, ja, das ist wirklich wichtig, durchatmen.

Nicht automatisch und sofort reagieren, sondern etwas Zeit zwischen dem Vorfall und der Reaktion verstreichen lassen.
Falls es gerade um einen Streit zwischen deinen Kindern geht, mach dir noch mal klar, dass du den Streit nicht für deine Kinder lösen brauchst. Sie lösen ihre Konflikte selbst, brauchen aber vielleicht deine Begleitung dafür. Die kannst du ihnen anbieten.
Wie?

Indem du sie erzählen lässt, was geschehen ist.

Jedes Kind kann seine Version des Konfliktes erzählen. Du kannst für jedes Kind noch mal die Situation zusammenfassen, wobei du dabei dann darauf achtest, die Bewertung aus den Worten zu nehmen.
Wenn dein Kind sagt: “Anton hat mir den Ball weggenommen, als ich auf Klo war.”, sagst du: “Anton hat den Ball genommen, während du auf Klo warst. Du wolltest danach noch weiter mit dem Ball spielen, ist das richtig?”
Dann kannst du dich Anton zuwenden. Anton sagt jetzt vielleicht, dass er schon ganz lange mit dem Ball spielen wollte, aber den Ball nicht bekommen hat. Und dachte, jetzt darf er den Ball endlich haben.
Wenn beide Kinder sich mithilfe deiner Moderation zuhören konnten, sind sie meistens danach in der Lage, friedlich aufeinander zu zugehen.
Ganz ohne Warum-Frage hast du erfahren, was zu der Auseinandersetzung geführt hat und gleichzeitig konnten deine Kinder vom anderen erfahren, was dessen Absicht war. Sie fühlen sich nicht verurteilt.
(Weitere Möglichkeiten, einen Konflikt mit deinen Kindern zu klären, findest du hier.)

Folgende Sätze oder Fragen können helfen, ein Gespräch zu eröffnen.

  • Magst du mir erzählen, was geschehen ist?
  • Erzähle mal, wie es dazu gekommen ist.
  • Was hat dazu geführt
  • Wofür hast du das gemacht? (Wichtiger als die Ursache ist die Absicht, die ein Kind verfolgt. Denn jede Handlung hat eine Absicht und dient der Erfüllung eines Bedürfnisses.)

Wollen wir mit unseren Kindern in einem Konflikt in eine Verbindung kommen, dann hilft es, unsere Beobachtungsgabe zu schulen. Dann können wir unseren Kindern helfen, ihre Beobachtungen zu schildern.

Je freier Kinder dies tun können, ohne Angst, sich für ihre Handlungen rechtfertigen zu müssen, desto leichter klärt sich die Situation.

Auf ein Warum können wir bei diesem Weg getrost verzichten.

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/
  • Nachdem ich den Artikel jetzt noch ein zweites Mal gelesen habe muss ich sagen, dass ich mit nur wenig übereinstimmen kann:

    1) Die Prämisse “Erwachsene finden auch ‘Warum’ Fragen schlimm” trifft nur auf Erwachsene zu, denen das Nachdenken über das eigene Handeln zu anstrengend ist oder die sich für ihre Motivation schämen.

    2) Ich weiss nicht, ob Warum fragen ein “Machtgefälle zementieren” – das macht aber noch Sinn. Falls das so ist, ist das jedoch etwas positives. Mit einer gleichrangigen Person zu umzugehen ist wesentlich schwieriger als wenn die Hackordnung klar ist. Wenn man versucht, sich als gleichrangig zu seinen Kindern hinzustellen, dann bekommt man jeden Tag eine Machtprobe ab, mit denen die Kinder versuchen die Verhältnisse zu klären – nicht aus Böswilligkeit sondern weil es für sie einfacher ist. Das Eltern das letzte Wort haben bedeutet ja nicht, dass die Meinung von Kindern nicht zählt oder dass Eltern jedes Mal in ihrem Sinne entscheiden.

    3) Ich will, dass meine Kinder über ihr Handeln nachdenken. Über ihre Beweggründe zu sprechen ist eine wichtige Fähigkeit. Manchmal erlauben wir unserer Großen etwas, das wir eigentlich verboten hatten weil sie einen super Grund dafür anbringt. Ein riesiges Erfolgserlebnis.

    4) Etwas Zeit verstreichen lasse zwischen Vorfall und Reaktion ist nur gut, wenn man sich so schlecht im Griff hat dass man den Kindern etwas antut. Ansonsten muss die Reaktion sofort kommen, damit eine klare Verbindung zwischen Missetat und Konsequenz hergestellt werden kann. Wer seinen Hund bestraft, 10 Minuten nachdem er nach einem gebissen hat, zieht ein verunsichertes und aggressives Tier heran. Ist bei Kindern – insbesondere bevor sie sprachsicher sind – nicht anders.

    5) Die Handlungsempfehlungen am Ende sind nicht schlüssig. Es wird tatsächlich empfohlen, statt “Warum” ein “Wofür” zu verwenden. Dann wird betont, dass damit ja nach der Absicht und nicht nach der Ursache gefragt wird. Absicht fragen – gut. Ursache klären – schlecht. Nur dass die restlichen drei Empfehlungen genauch auf “Ursache klären” abziehlen. Vermutlich ist auch “Wieso hast du das gemacht” OK, solange es nur nicht das Wort “Warum” enthält.

    Naja.. wir fragen eh meistens “Was hast du dir dabei gedacht?” – also betrifft uns der Artikel nur am Rande.

  • Dass Kinder diese komplexe Frage schlecht verstehen – und noch viel schlechter beantworten können, das leuchtet ja irgendwo ein. Ich muss aber sagen, dass die Bewertung des”Warum” doch viel mehr eine Frage der eigenen Interpretation bzw. damit verbundenen Gefühle ist. Und das ist beim Kind nicht anders!
    Ich selbst empfinde “Warum” – Fragen als wahnsinnig entlastend, weil sie eben auch suggerieren, dass man ernst genommen wird. Je nachdem, wie man eben selbst (auch innerhalb der Familie) kommuniziert. Wir meinen “Warums” immer ernst und liebevoll, daher empfinde ich diese Frage als kein bisschen negativ.
    Für mich ist es genau das Gleiche, wie das alternativ genannte “Wofür”.

  • Ich erinnere mich noch gut an diese blöden “Warum-fragen und hab sie immer verabscheut. Bei meinen Kindern hab ich diese vermieden, wann immer es ging. Ebenso, wenn es heißt, “So bist Du immer” da fühle ich mich zementiert. Darum vermeide ich auch diese Ausdrucksweise. Jedenfalls, toller Artikel.
    LG Claudia