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Wenn dein Kind abends nicht zur Ruhe kommt – 7 kraftvolle Impulse für einen entspannteren Abend

“Hilfe, mein Kind will nicht schlafen gehen!”

Der Tag war lang, du bist müde, sehnst dich nach einem Moment der Ruhe – und genau dann dreht dein Kind noch einmal so richtig auf. Es will nicht schlafen, will noch spielen, diskutiert oder gerät in Streit mit den Geschwistern.

Und du denkst vielleicht: „Bitte, bitte, schlaf doch einfach ein!“

In diesem Artikel zeige ich dir nicht nur sieben kraftvolle Tipps, wie du den Abend mit deinem Kind entspannter gestalten kannst, sondern wir schauen auch gemeinsam auf die Ursachen.

Denn: Wenn ein Kind abends nicht zur Ruhe kommt, liegt das selten nur am Abend selbst. Meistens ist es ein Spiegel des gesamten Tages.


Warum Kinder abends „aufdrehen“ – Ein Blick auf die Ursachen

1. Ein voller emotionaler Rucksack

Viele Kinder schleppen abends einen richtig vollen Rucksack mit sich herum – und zwar keinen mit Büchern, sondern einen mit Gefühlen. Im Laufe des Tages haben sie unglaublich viel erlebt: Kooperation in der Kita oder Schule, vielleicht kleine Verletzungen, Frustrationen, Herausforderungen, aber auch Freuden.

All das muss irgendwie verarbeitet werden. Und weil Kinder oft noch nicht bewusst über ihre Gefühle sprechen können, entladen sie sich durch Verhalten: Aufgedrehtheit, Unruhe, Trotz, Widerstand – oder Streit mit den Geschwistern.

Kinder sind da eigentlich total klug: Sie wollen nichts mit in die Nacht nehmen, sondern gleich verarbeiten, was sich angesammelt hat. Nur leider zeigen sie das nicht mit den Worten: „Mama, ich müsste jetzt kurz emotional detoxen, kannst du mir zuhören?“ Sondern mit Verhalten, das uns manchmal an unsere Grenzen bringt.

kind will nicht

2. Nicht genug Nähe getankt

Ein weiteres zentrales Bedürfnis, das abends laut ruft, ist das nach Nähe. Und das betrifft nicht nur Kleinkinder! Auch Grundschulkinder und selbst Teenager haben dieses tiefe Bedürfnis nach Verbindung – sie zeigen es nur anders (oder gar nicht, weil sie gelernt haben, dass es „nicht angebracht“ ist).

Wenn dein Kind tagsüber kaum Gelegenheit hatte, wirklich in Verbindung mit dir zu kommen – nicht zwischen Tür und Angel, sondern echt und präsent – dann wird es versuchen, das abends nachzuholen.

Und das zeigt sich oft eben nicht als: „Komm, kuschel mich!“ – sondern als Widerstand oder überdrehtes Verhalten.

3. Zu wenig Bewegung

Kinder sind Bewegungswesen. Punkt.

Viele Kinder in unserer modernen Welt bekommen schlichtweg zu wenig Gelegenheit, sich körperlich auszutoben. Kita, Schule, Hausaufgaben – dann vielleicht noch ein bisschen Bildschirmzeit… aber wann war das letzte wilde Toben, Klettern, Rennen, Lachen?

Wenn ein Kind zu wenig Bewegung hatte, ist der Körper abends schlicht noch nicht „fertig“. Energie, die nicht raus konnte, sucht sich ihren Weg – oft genau dann, wenn du Ruhe brauchst.

Bewegung hilft nicht nur, körperlich müde zu werden, sondern auch Emotionen zu regulieren.

Kinder, die toben

4. Zu viel Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen

Gerade bei älteren Kindern ein Riesenthema. Viele müssen mittlerweile sogar Hausaufgaben am Tablet machen – und danach noch „kurz chillen“ mit YouTube oder dem Lieblingsspiel. Das Problem: Bildschirme (vor allem das blaue Licht) hemmen die Ausschüttung von Melatonin – also genau jenes Hormon, das für Müdigkeit zuständig ist.

Mindestens eine Stunde vor dem Schlafen sollten Bildschirme aus sein – besser zwei. Und für jüngere Kinder noch früher. Blaulichtfilter können helfen, ersetzen aber nicht die Notwendigkeit echter „Runterkomm-Zeit“.

5. Ernährung am Abend

Zucker, späte Mahlzeiten oder Snacks mit verstecktem Zucker (z. B. Fruchtjoghurt, Weißbrot, süße Getränke) können dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel hoch bleibt – und Kinder nicht „runterkommen“.

Das bedeutet nicht, dass dein Kind abends nichts mehr essen darf. Viele Kinder haben noch mal Hunger und brauchen auch etwas im Bauch.

Aber: Was und wie viel macht einen Unterschied. Etwas Kleines, Leichtes wie eine Banane, ein Stück Gurke oder ein bisschen Haferbrei kann helfen – Softdrinks oder Süßigkeiten eher nicht.

Aus meinem Familienleben: Meine Kinder lieben abends eine Karotte, ein Stück Kohlrabi, Apfel oder  eine Gurke. Gerne machen wir noch einen gemischten Obst-Gemüseteller abends.


Und was kannst du jetzt konkret tun?

Hier kommen sieben erprobte Tipps, die du nach und nach ausprobieren kannst – vielleicht passt nicht alles zu euch, aber sicher ist etwas dabei, das euren Abend schöner macht:

1. Exklusive Zeit für jedes Kind

Wenn du mehrere Kinder hast, weißt du, wie schwer das manchmal ist. Und doch: Schon fünf bis zehn Minuten am Tag, in denen du nur mit einem Kind Zeit verbringst – ohne Ablenkung, ohne Bildschirm, am besten bei etwas, was das Kind bestimmt – wirken Wunder. Das kann ein gemeinsames Spiel sein, ein bisschen Quatsch machen oder einfach kuscheln.

Diese Zeit füllt das Nähe-Konto deines Kindes und kann abends viel entspannter machen.

2. Verbindende Mikro-Momente im Alltag

Es müssen nicht die großen Events sein. Es reichen die kleinen Dinge: ein bewusstes in-die-Augen-Schauen, ein Kuss auf die Wange, ein „Komm, hilf mir mal schnell beim Wäschekorb“.

Solche kleinen Verbindungsmomente verteilen Nähe über den Tag – und sorgen dafür, dass am Abend nicht alles nachgeholt werden muss. (Mehr dazu hier)

3. Toben, raufen, lachen!

Kinder müssen lachen. Sie müssen toben. Sie brauchen körperlichen Ausdruck – gerade am Nachmittag oder frühen Abend. Fangenspielen, Kissenkämpfe, Verstecken oder Quatschspiele helfen nicht nur deinem Kind, Spannung loszuwerden – sie tun auch dir gut! Und sie machen Spaß.

Wichtig ist: Du initiierst das Ganze, BEVOR du selbst zu platt bist. Dann fühlt es sich nicht nach „Pflichtprogramm“ an, sondern nach Freude.

Aus meinem Familienleben: Vor etlichen Jahren, als meine Kinder gerade in ihrer abendlichen Tobephase waren, schaute ich mal wieder genervt-ängstlich zu. Denn manchmal tat sich dann eins der Kinder weh und fing an zu weinen. Mein Sohn sah meinen Blick und fragte mich, während er gerade eine unglaubliche Verrenkung machte, durch die die kleine Schwester krabbelte: “Warum findest du das eigentlich nicht lustig, Mama. Das ist doch total komisch, was wir machen.”

Dieser Satz war tatsächlich ein Gamechanger für mich. “Recht hat er”, dachte ich, “es ist wirklich komisch, was sie da machen. Und wenn sie sich wirklich mal weh tun, hilft es auch nichts, wenn ich vorher gestresst bin und meckere.”

Danach habe ich mich bewusst entschieden, die heitere Seite zu sehen und manchmal habe ich auch mitgemacht. Unsere Abende wurden viel schöner.

4. Abendspaziergänge (auch mit größeren Kindern)

Das funktioniert auch bei Teenagern: Ein kleiner Spaziergang nach dem Abendessen. Einfach losgehen – keine Erwartungen, kein Verhör, keine „Eltern-Agenda“. Lass das Kind kommen. Manchmal kommt erst mal Schweigen. Dann ein Seufzen. Und plötzlich erzählt dein Kind von etwas, was ihm wirklich wichtig ist.

Roller, Fahrrad, Spaziergang mit dem Hund – alles geht. Hauptsache: in Bewegung und gemeinsam unterwegs.

Aus meinem Familienleben: Ich bin tatsächlich überzeugt, dass so gut wie allen Familien mit älteren Kindern ein Hund gut tut. Spaziergänge mit Hund machen Kindern einfach viiiiel mehr Spaß – und in der Pubertät ist ein Hund ein Freund, der immer zuhört und dem man seine Sorgen erzählen kann. Unsere hundelosen Zeiten waren daher nur kurz.

 

 

5. Rituale mit Herz

Abendrituale sind wie ein weiches Nest, in das sich dein Kind sinken lassen kann. Vorlesen ist ein Klassiker – und hat so viele Vorteile: Verbindung, Wortschatz, Gespräche, Geborgenheit. Selbst größere Kinder genießen das – wenn sie sich sicher und gesehen fühlen.

Eine weitere schöne Idee: das „Feiern und Bedauern“-Ritual. Am Ende des Tages fragt ihr euch gegenseitig: Was war heute schön? Was feiern wir? Und: Was bedauern wir? Ohne Bewertung, einfach im Raum stehen lassen. Das schafft Tiefe und Nähe.

Aus meinem Familienleben: Tatsächlich lese ich selbst meiner Zwölfjährigen noch vor. Das schöne dabei ist, dass wir immer wieder unterbrechen und über das reden, was wir gelesen haben. Manchmal liest sie dann auch vor.

6. Emotionales Coaching – Raum für Gefühle geben

Wenn dein Kind einen Gefühlssturm hat – sei da. Bleib präsent. Schimpf nicht, sei nicht genervt (so gut es geht). Sag deinem Kind nicht, wie es sich fühlen sollte – sondern halte das, was da ist. Auch Wut über „nur fünf Minuten Tablet“ kann ein Ventil sein. Wenn du lernst, solche Momente als Entlastung und Entladung zu sehen, könnt ihr beide besser damit umgehen. (mehr über das Erlernen von Selbstregulation hier im Artikel)

Ich habe übrigens einen ganzen Kurs zu diesem Thema gemacht – „Starke Gefühle bei Kindern gelassen begleiten“ – wenn dich das interessiert, findest du den Link zum Shop unter dem Artikel.

7. Bewusste Reduktion von Zucker und Bildschirmzeit

Gerade in der zweiten Tageshälfte lohnt es sich, noch einmal bewusst hinzuschauen: Wie viel Süßes gab es heute? War der Nachmittag ruhig oder voller Reize? Und: Gab es mindestens eine Stunde ohne Bildschirm vor dem Schlafengehen? Manchmal sind es kleine Veränderungen, die Großes bewirken.


Fazit: Dein Kind will nicht nerven – es will verstanden werden

Wenn dein Kind abends nicht zur Ruhe kommt, steckt dahinter kein böser Wille, keine Absicht, dich zu stressen. Es zeigt einfach, was es braucht – mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Und das ist nicht immer leise oder bequem.

Aber wenn du lernst, diese Signale zu verstehen, bekommst du einen Schlüssel in die Hand: den Schlüssel für mehr Verbindung, mehr Frieden – und entspanntere Abende.

Du willst noch tiefer einsteigen und eine Woche lang konkrete Impulse für mehr Leichtigkeit im Alltag bekommen? Dann melde dich kostenlos für meinen 5-Tage-E-Mailkurs „Mehr Frieden in der Familie“ an – du bekommst ihn direkt in dein Postfach. 

Ich wünsche dir von Herzen: entspannte Abende, ruhige Nächte – und Kinder, die sich bei dir sicher und geborgen fühlen.

Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/