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Schimpfen und schreien sind nur das Symptom.

Schreien ist nur das Symptom. Und schimpfen ebenso!

„Wie? Schreien ist doch das Problem. Oder? Wenn ich nicht mehr schreie, wird doch alles gut. Oder? Und wenn mein Kind nicht mehr so brüllt, dann bin auch ich ruhiger”, fand eine Mutter in einem offenen Gespräch.

Das ist erstmal die naheliegende Lösung: Wenn du es schaffst, nicht mehr zu schreien, dann verschwinden dieProbleme.

Gleichzeitig fällt es Menschen unglaublich schwer, genau dieses Verhalten nicht mehr zu zeigen.
Nicht mehr zu schreien ist gar nicht so leicht.

Das ist, als wenn wir Wasser bei 100 Grad vom Kochen abghalten wollen.

Vielleicht kennst du das:

Du nimmst dir vor nicht mehr zu schreien. Dann kommt eins nach dem anderen an einem Tag – und zack –ein kleiner Auslöser wie ein umgekipptes Glas, reicht, dass dein Vorsatz nicht ausreicht. Du schreist.
Du brüllst und fühlst dich dabei ganz schlecht.
Wieder versagt, denkst du. Du wolltest das noch nicht mehr.


Wie oft ist dir das schon passiert?

Egal ob du schreist, schimpfst oder ob dein Kind schreit.


Der Schrei kommt, weil etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.


Weil etwas seinen Ausdruck sucht.


Kinder reagieren noch sehr unmittelbar. Ihre Gefühle zu regulieren lernen sie erst noch.

Doch was ist mit dir, wenn du schreist oder losschimpfst?

  • Was ist da aus dem Gleichgewicht geraten, höchstwahrscheinlich auch schon länger?
  • Was ist es,  was dich so in Stress versetzt, dass du nicht mehr anders reagieren kannst als dein Kind anzuschreien.
  • Unter welchem Druck stehst du?
  • Und wie kommst du da raus?

Dein Kind jedenfalls ist nicht die Ursache und auch nicht das Problem. Es ist einfach der Auslöser für all das, was sich in dir angestaut hat.

“Jeden Abend nehme ich mir fest vor, am nächsten Tag nicht zu schreien. Ich will doch eine liebevolle mama sein und keine, die mit verzerrten Gesicht unkontrolliert brüllt. Doch dann passiert es oft, dass ich schon am Morgen, wenn beide Kinder was von mir wollen, wir spät dran sind und sie sich anfangen zu streiten, dass ich die Kontrolle verliere und losbrülle. Dann wird es nur noch schlimmer. Und ich habe so ein schlechtes Gewissen, weil ich es mal wieder nicht geschafft habe.

Dabei weiß ich, dass es nicht an den Kindern liegt. Mir fällt es so schwer, meinen Mann um Unterstützung zu bitten. Er überlässt alles mit den Kindern mir und im Grunde bin ich auf ihn sauer. Nein, auf mich, weil ich es nicht hinkriege, ihm das zu sagen.”

Rania, Mutter von 2 Kindern, 5 und 7

Ich weiß noch selbst, wie es war, so unter Stress zu stehen, dass ich mir scheinbare Entladung durch Schreien suchte. Und dann machte ich mir Vorwürfe, weil mir eine gewaltfreie Beziehung zu meinen Kindern so wichtig war.
Und ja, Schreien ist Gewalt.

Doch Vorwürfe und Schuldgefühle brachten mich nicht weiter.
Auch nicht der Vorsatz, es anders zu machen.
Scham und Schuld, von der gerade Mütter viel spüren, brachte mich auch nicht weiter.

Was mir geholfen hat, war mich wirklich mit den Ursachen zu beschäftigen und zugleich mir einen anderen Umgang mit meinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu erlauben.
Es hat mir geholfen, meine Schatten kennenzulernen und sie zu akzeptieren. Meine Schatten, das sind all meine gespeicherten Erfahrungen von Kindheit an.
Meine Verletzungen, meine Traumata ( mehr dazu) und meine nicht erfüllten Bedürfnisse, die ich mir selbst kaum eingestand.
Und es hat mir geholfen, die entsprechenden Werkzeuge für einen anderen Umgang mit den eigenen Gedanken und Gefühlen zu lernen.

Da Schreien einerseits die alltägliche Gewalt ist, der Kinder begegnen und es andererseits so tabuisiert ist, darüber zu sprechen, habe ich mich nicht nur privat, sondern auch immer mehr beruflich damit beschäftigt.

Ich habe viel über Aggression in der Eltern-Kind-Beziehung und über mich selbst dadurch gelernt.

Und ja, ich schreie meine Kindern nicht mehr an. Wir können diesen von Generation zu Generation weitergegebenen Verhaltensmodus auflösen.

7 Gründe, warum du schreist – die nichts mit deinem Kind zu tun haben

Bevor du weiter streng mit dir bist, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Du schreist nicht, weil du dein Kind nicht liebst oder „zu wenig im Griff“ hast.
Du schreist, weil in deinem Inneren und in deinem Alltag unglaublich viel zusammenkommt.

Hier sind sieben typische Gründe, die fast alle Mütter betreffen – und die entlasten, weil sie zeigen:
Nicht du bist falsch. Die Bedingungen sind krass.


1. Dein Stressfass ist randvoll

Elternschaft ist heute oft ein Dauer-Hochleistungsjob: Termine, Betreuung, Job, Haushalt, Organisation, Krankheit, Care-Arbeit für andere Angehörige – und dazwischen vielleicht zehn Minuten für dich selbst.

Psycholog:innen sprechen von „Parenting-Stress“, wenn die Anforderungen an dich als Mutter dauerhaft höher sind als deine Ressourcen. Studien zeigen, dass Mütter, die sich stark belastet fühlen, deutlich häufiger zu harschen Erziehungsmitteln greifen, also z.B. schimpfen, schreien oder strafen.

Das heißt:
Du schreist nicht, weil du zu wenig Geduld hast,
sondern weil dein Nervensystem längst im Überlebensmodus läuft.


2. Chronischer Schlafmangel und Erschöpfung

Viele Mütter schlafen über Jahre hinweg zu wenig – erst wegen der Babyzeit, dann wegen nächtlicher Wachphasen, Sorgen, mentaler To-do-Listen im Kopf. Eine große Studie mit tausenden Eltern hat gezeigt, dass Schlafmangel Mütter noch bis zu sechs Jahre nach der Geburt begleitet.The Guardian

Forschung weist außerdem darauf hin, dass schlechter Schlaf mit mehr Stress und weniger Feinfühligkeit im Umgang mit Kindern verbunden ist.

Wenn du also morgens schon völlig gerädert bist, ist dein Toleranzfenster für kindliches Trödeln, Streit oder Chaos winzig.
Dein Schrei ist dann häufig ein Ausdruck von purer Erschöpfung – nicht von „schlechter Mutter“.


3. Deine mentale Gesundheit ist belastet (Angst, Depression, Daueranspannung)

Viele Mütter tragen depressive Verstimmungen, Ängste oder anhaltende innere Anspannung mit sich herum – oft unbemerkt, manchmal auch, weil „es doch allen so geht“.

Aktuelle Studien zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen psychischer Belastung der Mutter (z.B. Depression, Angst) und härterem, schärferem Erziehungsverhalten.PMC+1
Spannend und ermutigend: Wenn Mütter Unterstützung oder Behandlung für ihre psychische Gesundheit bekommen, wird ihr Umgang mit den Kindern nachweislich milder und einfühlsamer.

Dein Schreien ist also auch ein Signal:
Es geht mir nicht gut. Ich brauche Hilfe, Entlastung, Mitgefühl – auch von mir selbst.


4. Deine eigene Kindheit meldet sich (alte Wunden, Trauma, Prägungen)

Wenn du schreist, schreit oft unbewusst auch etwas aus deiner eigenen Kindheit mit:
Erfahrungen von Abwertung, Strenge, Ohnmacht oder Gewalt.

Mehrere Übersichtsarbeiten und Langzeitstudien zeigen, dass Eltern, die selbst in ihrer Kindheit härtere oder gewaltvolle Erziehung erlebt haben, ein höheres Risiko haben, ähnliche Muster unbewusst weiterzugeben – wenn sie nicht bewusst daran arbeiten.PMC+2ScienceDirect+2

Das heißt nicht, dass du „verurteilt“ bist, so zu bleiben.
Aber es erklärt, warum du manchmal in Sekundenbruchteilen auf 180 bist und reagierst, wie deine Eltern – obwohl du es ganz anders machen wolltest.

Dein Schrei ist dann eine alte Überlebensstrategie, die heute nicht mehr zu dir passt.
Und das ist veränderbar.


5. Zu wenig Unterstützung und zu viel Verantwortung

Viele Mütter tragen die Hauptlast: Organisation, emotionale Begleitung der Kinder, Haushalt, Pflege sozialer Kontakte, Mental Load – plus vielleicht Erwerbsarbeit. Wenn Partner sich wenig einbringen oder du als Alleinerziehende unterwegs bist, ist die Last noch größer.

Studien zeigen, dass Konflikte in der Partnerschaft, fehlende Unterstützung und ein Ungleichgewicht bei der Familienarbeit stark mit härteren Erziehungsmustern, also mehr Schimpfen und Strafen, verbunden sind.PMC+1

Wenn du also am Abend explodierst, nachdem dein Kind „nur noch kurz“ etwas will, dann ist das oft der Moment, in dem dein gesamter Tag – dein ganzes Allein-Tragen – sich entlädt.
Nicht dein Kind ist „zu anspruchsvoll“. Du bist zu lange allein mit zu vielen Anforderungen.


6. Finanzielle Sorgen, Arbeit und Dauer-Alarm im Kopf

Geldsorgen, unsichere Jobs, steigende Kosten, das Jonglieren von Beruf und Familie – all das setzt Eltern enorm unter Druck. Das nennt sich in der Forschung „materielle Belastung“ und „Work-Family-Conflict“.

Studien zeigen: Je größer finanzielle Belastung und Konflikt zwischen Job und Familie, desto höher das Risiko, dass Eltern strenger und härter reagieren, einfach weil das Stressniveau insgesamt so hoch ist.ScienceDirect+1

Dein Nervensystem hat dann nicht nur mit dem Geschrei im Wohnzimmer zu tun,
sondern zugleich mit der Mail vom Chef, der nächsten Rechnung, der Sorge um die Zukunft.

Dass die Sicherung manchmal bei einem verschütteten Kakao durchbrennt, heißt nicht, dass du „übertreibst“.
Es zeigt, wie viel du jeden Tag innerlich stemmen musst.


7. Unerreichbare Ideale und Perfektionismus

„Ich will eine liebevolle, geduldige, immer zugewandte Mutter sein.“
Dieser Wunsch ist wunderschön – und kann gleichzeitig brutal viel Druck machen.

Wenn du ständig das Gefühl hast, nicht zu genügen, immer noch mehr geben zu müssen und dir selbst kaum Pausen erlaubst, steigt dein Stresslevel zusätzlich. Studien finden Hinweise darauf, dass Eltern, die kaum Erholungszeiten haben und sich schwer tun, abzuschalten, angespannter erziehen und mehr Konflikte mit ihren Kindern haben.BioMed Central+1

Dein Schreien ist dann oft der Moment, in dem dein innerer Perfektionismus kollidiert mit der Realität eines ganz normalen, chaotischen Familienalltags.

Nicht du versagst – sondern das Bild, das du von dir haben „sollst“, passt nicht zu einem echten, lebendigen Familienleben.


Wenn du dich in einem oder mehreren dieser Gründe wieder erkennst, dann zeigt das vor allem eins:


Du bist keine „schlechte Mutter“. Du bist eine sehr belastete Mutter.

Und genau da darf Veränderung ansetzen:
Nicht nur beim „Ich schreie jetzt halt nicht mehr“,
sondern bei deinen Bedürfnissen, deiner Geschichte, deiner Erholung und Unterstützung.

So hörst du Schritt für Schritt nicht nur auf zu schreien –
du beginnst, dir selbst anders zu begegnen. Und das verändert alles.

Das ist so großartig.
Und das kannst auch du!

Wenn du dich jetzt fragst, wie du das alles hinkriegen sollst, wenn dein Alltag doch sowieso schon so voll und anstrengen ist, dann stelle dir folgendes vor: Du bist Jahre später und dein Alltag ist noch genauso wie heute. Ist das eine angenehme Vorstellung? Dann gibt es keinen Anlass, in die Aktion zu kommen.

Wenn der Gedanke, in 5 Jahren ist der Alltag genauso herausfordernd und stressig wie heute, dann mache dir bewusst, dass das, was du heute tust, dein Leben von morgen bestimmt. Und es können viele kleine Mikroschritte sein, die du unternimmst.

Wirklich! Du musst das nicht von heute auf morgen schaffen. 

Wichtig ist, dass du dran bleibst, auch wenn es in Babyschritten ist. Als Mütter haben wir oft nur die Möglichkeit zu Babyschritten.

So, dass es machbar ist und doch dazu führt, dass du ein Leben mit deinen Kindern führst, was deinen Wünschen entspricht.

Und das bringt soviel mehr Frieden und Freude in dein Leben. Und damit auch in das Leben deiner Kinder.

Hier habe ich noch etwas für dich:

Das kostenlose Workbook “Raus aus dem Schimpfen und Schreien”!
Hier kannst du dir das Workbook mit dem Notfallplan und vielen hilfreichen Strategien downloaden. Du wirst verstehen, was genau kurz vorher bei dir passiert, wenn du losbrüllst. Außerdem bekommst du Notfallstrategien.
Die Strategien helfen dir, weniger mehr zu schimpfen und zu schreien.

 

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/
  • Natürlich schreie ich! Wenn ich zum achten Mal sag, ich möchte die Biohausaufgaben sehen und noch immer ein jahaaaaa kommt und nix passiert!