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Triggern dich deine Kinder gerade gewaltig? Über elterliche Wut und ihre Ursachen.

„Ich bin zur Zeit so schnell zu meinen Kindern gereizt. Jede Kleinigkeit regt mich auf und ich muss mich enorm kontrollieren, um nicht die Nerven zu verlieren. Was ich nicht imm er schaffe. Was hilft nur gegen diese Wut?“
 
Diese Frage erreichte mich dieser Tage. Sie ähnelt den Fragen vieler anderer Eltern in dieser ungewöhnlichen Zeit.

Die Wucht elterlicher Wut ist auch in nicht Krisenzeiten ein großes Thema. Doch jetzt ist sie so unübersehbar im Alltag und schafft zusätzliches Leid, dass ich dazu mehr schreiben möchte.
 
Was ist eine wichtige Ursache für elterliche Wut und wie kannst du ihr begegnen, ohne dass du sie verdrängst oder gewaltvoll auslebst? Um diese Frage geht es  jetzt.
 
Die Jahre seit 2020 waren herausfordernd für viele Familien. Keine Frage.

2024 bleibt herausfordernd.
 
Der Alltag von Familien hat sich 2020 quasi über Nacht geändert und auf die Corona-Zeit folgte eine Inflation mit großen Einfluss auf die finanzielle Situation von Familien.
Wann wieder ein entspannterer Alltag zurückkehrt ist noch nicht klar.
 
Mehr Belastung und zugleich mehr Aufgaben zerren an den Nerven von vielen Eltern.
 
Dann solche Alltagssituationen: Das Kind keine Lust darauf, die Hausaufgaben zu machen und versteht die Erklärung der Mutter zum wiederholten Male nicht.
 
Will sich nicht anziehen.
Oder nicht für’s Bett fertigmachen.

Streitet sich mit seinen Geschwistern gefühlt 30 mal pro Stunde und hat auch keine Lust, rauszugehen.
 
Boah!
 
Zack, ist sie da, die elterliche Wut! 

Macht dich dein Kind auch so wütend?

Kennst du solche Situationen und Gedanken wie: „ Ich tue und mache doch soviel für dich. Kannst nicht einfach mal mitarbeiten. Oder wenigstens nicht zu allem nein sagen?“

Doch es ist nicht dein Kind, was dich so wütend macht!

Du selbst machst dich wütend.
 
Und die Ursache für die wütenden Gedanken ist nicht dein Kind.
 
Dein Kind hat noch die innere Freiheit, Widerstand zu zeigen gegen das, was ihm gerade nicht gut tut.
 
Und auch, wenn es dir der Widerstand gar nicht in den Kram passt und du vermutest, dass dein Leben ohne den Widerstand deines Kindes einfacher wäre, nehme diesen Widerstand an.

Denn wenn du die Ursache deiner Wut finden willst, konzentriere dich nicht auf dein Kind. Dann bist du schnell in der Endlosschleife aus Reiz und Reaktion gefangen.
 


Unter der Wut liegen oft noch andere Gefühle. 
 
Wenn du dort hinschaust, kannst du erfahren, worum es bei deiner Wut wirklich gut. Die Wut kann uns eine große Hilfe sein, um das zu ändern, was uns behindert. Sie ist ein so deutliches Signal. So wie jedes Signal eine tiefere Bedeutung hat, so kannst du auch die Sprache deine Wut entschlüsseln lernen.

Was will deine Wut dir sagen?
 
Eine der häufigsten tieferen Gefühle, die unter der Wut liegen, sind Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Traurigkeit.

Gerade jetzt fühlen sich viele Menschen ohnmächtig und sich ihrer Autonomie beraubt. 
 
Menschen, die sich ohnmächtig fühlen, werden oft unglaublich wütend. 
 
Und die Wut richtet sich gegen die Person, wo es für einen persönlich am ungefährlichsten ist, seine Wut auszuleben: Das eigene Kind. 
 
Das passiert auf der unbewussten Ebene. Kein Elternteil entscheidet bewusst: „Boah, ich bin so wütend. An wen kann ich jetzt mal meine Wut auslassen? Ach, da ist ja mein Kind. dann nehme ich mal mein Kind dafür.“

Nein, es geschieht, weil in der Wut ein Steinzeitprogramm in unserem Gehirn das Ruder übernimmt und sich bei dem Kind als ein schwächeres Gegenüber für Angriff entscheidet.

Und falls du jetzt denkst: „Na toll, und wie komme ich da jetzt raus. Ich will doch meine Wut nicht an meinem Kind auslassen“, dann lese bitte weiter.
 
Auch wenn ein Wutanfall überraschend erscheint, entsteht er nicht aus dem Nichts.
 
Der erste Schritt ist, dass du deine Gefühle und die ersten Signale von Gereiztheit nicht ignorierst. Was genau ist es, was dich reizt?
Was war vorher, was deine Widerstandskraft gegen den Reiz gemindert hat?
Und, jetzt kommt der entscheidende Schritt, was machst du jetzt damit?

Der österreichische Neurologe Viktor Frankl schrieb dazu:

„Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum.
In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht,
unsere Reaktion zu wählen.
In unserer Reaktion liegen
unser Wachstum und unsere Freiheit.“
 
Er überlebte als Einziger seiner Familie das Konzentrationslager und schrieb bereits 1946 das Buch: Trotzdem Ja zu Leben.

Das, was ihm ermöglicht hatte, zu überleben, war, dass er sich seine innere Freiheit bewahrt hat. Er hat auf all die schrecklichen Dinge, die er erlebt hat, nicht mit Hass und Wut reagiert, sondern hat sich auf das, was von außen auf ihn einströmte, seinen inneren Raum geschaffen. Dieser bestand darin, dass er selbst entscheiden konnte, wie er reagiert.

Wie kann dir das im Familien-Alltag helfen?

Schaffe dir deinen inneren Raum und erweitere deinen Handlungsspielraum. Du hast immer eine Wahl.
Zu glauben, keine Wahl zu haben, schafft Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und letztendlich Wut.

Wie kann deine Wahl aussehen?

Du kannst die zum einen entscheiden, welchen Gedanken du folgen willst. Dafür hilft es, erstmal bewusst wahrzunehmen, was du denkst. Das Denken aus dem Dahinplätschern in die Bewusstheit zu holen.
 
Und du kannst jeden Tag Entscheidungen treffen, die einen positiven Einfluss auf euren Tag haben.
 
 Eine Mutter aus meinem Kurs entschied sich, der Lehrerin einen Brief zu schreiben und ihr den Druck zu schildern, unter dem sie steht. Das brauchte Mut und war ein großer Schritt.

Die Lehrerin nahm daraufhin viel Druck raus.
 
Es können große und es können kleine Entscheidungen sein, die deinen Tag entspannter machen können. Hole dir deinen Handlungsraum zurück.

In dieser Zeit kann eine gewaltige Chance liegen. Nämlich dann, wenn wir sie als Entwicklungschance für uns begreifen. Endlich für sich einstehen. Ja, auch wenn es unbequem für andere ist.

Sorge für dich, gerade jetzt. Frage dich, was brauche ich jetzt, damit es mir besser geht?

Und auf welche Weise kann ich mir meine Bedürfnisse erfüllen?

Es gibt nie nur einen Weg, sich ein Bedürfnis zu erfüllen. 

Ja, jetzt sind manche Wege, die wir früher genommen haben, um uns unsere Bedürfnisse zu erfüllen, nicht möglich.
Frage dich: Was ist jetzt alles möglich?

Es gibt unzählige Wege, sich ein Bedürfnis zu erfüllen. in diesen Zeiten dürfen wir neue Dinge ausprobieren. Außerhalb des vertrauten Rahmen denken.
Das ist eine Chance.

Deine Kinder brauchen dich als einen Menschen, der für sich eintritt und für sie. Das ist das, was bleibt.

Menschen, die für sich eintreten und kreativ werden, sind keine Menschen, die von wilder Wut überrollt werden.

Also:
  • Begrüße deine Wut als ein Signal, was dir helfen will.
  • Ignoriere nicht die frühen Signale von Gereiztheit.
  • Schaffe dir einen Raum zwischen Reiz und Reaktion.
  • Bewahre dir deine innere Handlungsfreiheit. Sei selbstwirksam.
  • Treffe Entscheidungen für dich und deine Familie.
 
Ich weiß, dass das nicht einfach ist und viele Eltern nur irgendwie durchkommen wollen durch diese Zeit. Egal wie.
 
Doch auch Krisenzeiten sind wertvolle Lebenszeit.
 
Ist die Kindheit deiner Kinder.

Wenn du diese Zeit dafür nutzt, um genau an deinen schmerzhaften Punkten zu arbeiten, dann kommst du stärker aus dieser Zeit heraus. 

Jetzt interessiert mich:

Welche Entscheidungen möchtest du heute treffen, die dein Leben entspannen und leichter machen?
 
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Schluss mit Mama-Stress

 

Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/