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Warum es so gut ist, ein Baby zu tragen!

Getragene Kinder sind heute ein gewohnter Anblick im Straßenbild. Sie sitzen bei der Mutter in der Ring-Sling auf der Hüfte, in der Manduca beim Papa vor dem Bauch oder im Tragetuch auf dem Rücken.

Viele Mütter würde ihr Baby auch gerne mehr tragen, denn die Vorteile für Mutter und Kind sind nicht zu übersehen. Ohne den manchmal recht unhandlichen Kinderwagen nimmt die Mobilität der Mutter sehr zu. Mit dem geborgenen Kind auf dem Rücken kann sie sich eigenen Interessen zuwenden.

Doch die Mahnungen ihrer Umgebung und mancher Kinderärzte verunsichern sie.

Verwöhne ich mein Baby durch das Tragen? Will es immer nur getragen werden? Bekommt es Rückenschaden durch das Tragen?

In vielen Ländern der Erde werden die Babys auch heute noch fast den ganzen Tag getragen. Sowie auch durch die gesamte Geschichte der Menschheit. Kinderwägen gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert, Menschen dagegen seit vielen Millionen Jahren. Auf allen Erdteilen leben seit langer Zeit Menschen, die nie soweit gewandert wären, wenn sie ihre Babys nicht  getragen hätten. Das Getragenwerden erfüllt beim Säugling alle wichtigen Grundbedürfnisse, sogar die Nähe zur Nahrungsquelle. Warum das so ist, erfährst du in dem Artikel.

Das Menschenbaby- ein Tragling!

Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hielt man Säuglinge in den ersten Lebensmonaten für ein ziemlich empfindungsloses Wesen. Man sprach vom “dummen Vierteljahr”. Neugeborene wurden sogar ohne Betäubung operiert, weil man ihnen kein Schmerzempfinden zustand. Erst in den vierziger und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begannen sich Psychologen näher mit den Bedürfnissen und Gefühlen von Säuglingen zu beschäftigen. Daher ist die Säuglingsforschung noch eine sehr junge Wissenschaft.

In allen Forschungen wurde die immense Bedeutung des Körperkontaktes für die Entwicklung des Menschen bestätigt. Auch Untersuchungen der Verhaltensforschung und der Ethnologie wiesen in dieselbe Richtung. Der Verhaltensbiologe Hassenstein prägte Anfang der siebziger Jahre für das Menschenbaby den Begriff Tragling.

Die unterschiedlichen Arten von Jungtieren:

Nesthocker:

Typische Nesthocker sind zum Beispiel Mäuse oder manche Vogelarten, die nackt und häufig mit fest verschlossenen Augen und Gehörgängen auf die Welt kommen. Sie sind nach der Geburt völlig hilflos. Nesthocker werden bei einigen Gattungen viele Stunden im Nest alleine gelassen, damit die Mutter auf Nahrungssuche gehen kann. Entsprechend selten werden sie gestillt. Sie verhalten sich leise, wenn sie im Nest alleine sind, um keine Feinde herbeizulocken.

Nestflüchter:

Nestflüchter dagegen haben bereits voll entwickelte Sinne bei der Geburt, sind arttypisch beharrt und können ihrer Mutter schon kurz nach der Geburt folgen, wie junge Fohlen oder Kälber. Sie halten sich in der ersten Lebenszeit in der Nähe ihrer Mutter auf. Verlieren sie den Sichtkontakt zur Mutter, reagieren viele Nestflüchter mit Verlassenheitsweinen, welches die Mutter schnell herbeiruft.

Traglinge:

Der Tragling unterscheidet sich von den Nesthockern und Nestflüchtern darin, dass er die erste Lebenszeit im direkten Körperkontakt mit der Mutter verbringt und von ihr getragen wird.

Zu den Traglingen gehören Kängurus, Affen, Faultiere und Koalas. Es gibt passive Traglinge wie die Gattung der Beuteltiere und aktive Traglinge wie Affen. Manche aktiven Traglinge werden in den ersten Lebenswochen zusätzlich von der Mutter gehalten. Sie sind also erst passiver, dann aktiver Tragling, wie zum Beispiel Koalabären.

Neugeborene Traglinge weinen bereits beim Verlust des Körperkontaktes und nicht erst beim Verlust des Sichtkontaktes wie kleine Nestflüchter.

Der besondere Tragling: Das Menschenbaby

Lange hielt man das Menschenbaby wegen seiner scheinbaren Hilflosigkeit für einen Nesthocker. Doch viele seiner Eigenschaften, wie seine offenen Augen und sein voll entwickelter Gehörsinn passten nicht dazu. Vielmehr ähnelt es in seinen Eigenschaften den Traglingen.

Viele Signale und Reflexe des Babys  deuten darauf hin, dass es, genau wie unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen, ein Tragling ist.

Die Reflexe des Neugeborenen.

Die Reflexe des Neugeborenen haben für das Tragen eine Bedeutung. Bei den ersten Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert der Kinderarzt, ob die Reflexe vorhanden sind. Viele der Reflexe erscheinen auf den ersten Blick sinnlos. Unter dem Blickwinkel des Tragens werden sie für uns verständlich.

Der Klammerreflex

Der Klammerreflex stammt noch aus der Zeit, als sich die Babys am Fell der Mutter festklammerten. In den ersten 3 Monaten umklammern die Händchen eines Säuglings alles, was die Handinnenfläche berührt. Auch die Füße zeigen diesen Reflex. Manche Neugeborenen können sich mit Händen und Füßen an einem Seil festklammern und so für kurze Zeit ihr eigenes Körpergewicht halten. Im Laufe der ersten Lebensmonate wird dieser Reflex immer schwächer, um mit ca. 3 Monaten ganz zu verschwinden, wenn das gezielte Greifen einsetzt.

Der Moro-Reflex

Sehr aufschlussreich ist auch der Moro‑Reflex. Der Moro‑Reflex wird durch eine plötzliche Bewegung beim Neugeborenen ausgelöst. Liegt das Baby beim Reflexauslösen auf dem Rücken, breitet es erst die Arme aus, um sie dann wieder zusammenzuführen. Es sieht aus,als ob es sich selbst umarmen will. Wird das Baby am Körper getragen, führt der Moro‑Reflex bei einer heftigen Bewegung dazu, daß sich das Baby fester am Tragenden fest klammert. Beim Affenkind verhindert dieser Reflex ein Herunterfallen bei abrupten Bewegungen der Mutter.

Das Kontaktweinen

Sehr wichtiges Signal, das jede Mutter kennt, ist das Kontaktweinen des Säuglings, das aufhört, wenn man den Säugling in den Arm nimmt. Für ein Nesthockerjunges dagegen wäre dieses Weinen lebensbedrohlich, denn es wird von seinen Eltern oft Stunden allein gelassen, und würde durch das Weinen Feinde herbeirufen. Das Weinen des Babys ist eins der stärksten Hinweise für seine Traglingsnatur. Denn das neugeborene Menschenbaby weiß nichts davon, dass ihm in einer Etagenwohnung keine Gefahr droht. Es reagiert auf das Alleine sein so, wie es Millionen Jahre sinnvoll war: Es weint, um die Mutter herbeizurufen. Ein alleine schlafendes Baby in der Steinzeit hätte nicht lange gelebt, denn es wäre schnell Opfer eins der vielen Raubtiere geworden, die es damals noch gab.

Ein Baby kann nicht verwöhnt werden durch die Erfüllung dessen, für was es von seiner biologischen Ausstattung her vorgesehen ist.

Passiver Tragling oder aktiver Tragling?

Nachdem die Säuglingsforschung vor über 40 Jahren erkannte, daß ein Baby ein Tragling ist, wurde es erst aufgrund seiner Hilflosigkeit im Vergleich mit den Affenbabys ein passiver Tragling genannt. Schließlich klammerte es sich nicht mehr am Fell der Mutter fest.

Zwei Faktoren führten in der Entwicklung des Menschen dazu, dass sich das Baby nicht mehr anklammern konnte. Der Verlust des Felles und die Entwicklung des Lauffußes. Durch die Entwicklung des Lauffußes verloren die Füße die Fähigkeit, sich festzuklammern. Doch auch hier zeigt sich, dass sich ein Baby aktiver am Tragen beteiligt als ursprünglich angenommen wurde.

Babys brauchen beim Tragen die Unterstützung des Tragenden. Sie können sich nicht völlig selbstständig an der Mutter festklammern. Aber auch Gorilla- und Schimpansenbabys können sich in den ersten Lebenswochen noch nicht alleine am Fell der Mutter festhalten und benötigen die Unterstützung der Mutter durch ihren Arm.

Aktive Traglinge.

Aber von Anfang an beteiligen sich Babies auch aktiv am Tragen. Sie nehmen nämlich von sich aus die für das Tragen notwendige Anhock‑Spreiz-Haltung der Beine ein. Diese von den Eltern oft als Frosch‑Haltung bezeichnete Haltung führt insbesondere beim Hüftsitz zu einer sicheren Trageposition des Säuglings. Wer einmal einen nackten Säugling auf der Hüfte getragen hat, spürt, dass das Baby dort wie angegossen sitzt.

Wird ein Säugling hochgenommen, nimmt dieser selber die Anhock-Spreiz-Haltung ein als Vorbereitung auf den Hüfttragesitz.

Gleichzeitig mit dem aufrechten Gang hat sich bei der Frau eine breitere Hüfte entwickelt. Es ist wahrscheinlich, dass eine Funktion der breiten Hüften ist, die Babys dort wie auf einem Sessel sitzen zu lassen. Das Tragen auf der Hüfte ist sehr typisch für Menschen.

Diese Anhock‑Spreiz-Haltung ist gleichzeitig die beste Prophylaxe gegen das Entstehen von Hüftdysplasien.

Baby in angehockter Haltung:

Warum ist das Tragen für die positive Entwicklung der kindlichen Hüfte wichtig?

Beim Erwachsenen befindet sich der Oberschenkelkopf in der voll ausgebildeten Hüftgelenkspfanne. Das gewährleistet einerseits die volle Beweglichkeit des Beines und andererseits eine stabile Gelenkposition.

Bei Neugeborenen sind der Oberschenkelkopf und die Hüftgelenkspfanne noch nicht verknöchert. Der Oberschenkelkopf kann so leichter aus der Gelenkspfanne herausrutschen. Durch die Anhock-Spreiz-Haltung wird dies in der Regel verhindert. In dieser Haltung ist der Oberschenkelkopf genau in der anatomisch günstigen Position in der Hüftgelenkpfanne. Normalerweise nimmt ein Neugeborenes automatisch diese Haltung ein, denn es hat noch eine Streckhemmung der Beine, kann sie also nicht ausstrecken.

So werden Hüftfehlstellungen unter anderem mit einer Spreizhose behandelt, die die Beine des Babys in einer gespreizten Haltung fixieren. Einen ähnlichen Effekt erreicht man durch das aufrechte Tragen, insbesondere an der Hüfte sitzend. Hüftdysplasien kommen in Völkern, in denen die Kinder noch traditionell breit auf der Hüfte getragen werden, so gut wie nicht vor.

Tragen und Rückenschäden.

Ein Neugeborenes ist noch in der sogenannten Totalkyphose. Der Rücken ist noch gerade und entwickelt erst im Laufe des ersten Lebensjahres die für Menschen typische S-Form der Wirbelsäule durch das Muskeltraining des Säuglings.

So ist der scheinbar runde Rücken des Säuglings eine altersentsprechende physiologische Haltung. Eine frühzeitige Streckung der Wirbelsäule ist dagegen anatomisch ungünstig für einen Säugling. In einer Studie von Frau Dr. Kirkilionis wird bestätigt, dass das Baby in seiner Anatomie eher auf das aufrechte Tragen mit gespreizten angehockten Beinen als auf das flache Liegen auf dem Rücken eingestellt ist.

“Auch wird in derselben Studie untersucht, inwiefern Schädigungen der Wirbelsäule auftraten. Es war jedoch keinerlei Schädigung der 190 in einer Langzeitstudie untersuchten Kinder feststellbar. Dagegen wurden deutliche Verbesserungen der kindlichen Hüftentwicklung, insbesondere der durch Hüftdysplasien betroffenen Kinder festgestellt. Gerade diese Kinder wurden weitaus   häufiger getragen als die in ihrer Entwicklung als normal bewerteten Kinder.”

(aus ‘Ins Leben Tragen’ von Manns/ Schrader)

Wichtig ist beim aufrechten Tragen, dass das Baby fest an den Tragenden gebunden ist und nicht in sich zusammensacken kann. Auch ein unphysiologisches Hohlkreuz durch hängende Beine ist zu vermeiden. Im Tragetuch kann durch die richtigen Bindetechniken das Baby eine günstige Körperhaltung einnehmen. Ebenso in anatomisch korrekten, anpassbaren Tragehilfen.

„Ab wann und wie viel Zeit ein Säugling im Tragetuch oder anderen ‑hilfen verbringen sollte, lässt sich mit dem einfachen Satz beantworten: Ab dem Zeitpunkt und solange sich Eltern und Säugling beim Tragen wohl fühlen. Bisher konnten keine Haltungsschäden durch frühzeitiges Tragen in den Hilfen festgestellt werden, selbst bei Kindern nicht, die mehr als 4 Stunden täglich, teils sogar 8 oder 10 Stunden – von der ersten Lebenswoche an getragen wurden.“

(Dr.Kirkilionis, Institut für Verhaltensbiologie, Freiburg, aus Deutsche Hebammenzeitschrift,6/96)

Tragen und die Anatomie der Mutter.

Damit die Mutter (oder der Vater) Spaß am Tragen haben, ist es wichtig, Rückenschmerzen und Verspannungen möglichst zu vermeiden. Ganz lassen sie sich gerade am Anfang meist nicht vermeiden, denn das Tragen ist in unserer bewegungsarmen Gesellschaft eine ungewohnte Beanspruchung. Möchtest du dein Baby tragen, dann sehe es wie eine neue Sportart an, an die sich dein Körper noch nicht gewöhnt hat. Wenn du dein Baby schon bald nach der Geburt trägst, kann sich dein Körper auf das wachsende Gewicht des Babys einstellen. Viel schwieriger ist es, mit dem Tragen erst zu beginnen, wenn das Baby sein Geburtsgewicht bereits verdoppelt hat

In der Schwangerschaft nimmt die Frau durch das Gewicht Kindes im Bauch ein Hohlkreuz ein.

Trägt sie ihr Kind vor dem Bauch, wird das Hohlkreuz verstärkt. Besonders, wenn das Kind schon mehrere Monate alt und schwerer geworden ist, kann das zu Rückenschmerzen im unteren Rücken führen. Dann ist es besser, das Kind hauptsächlich auf dem Rücken oder der Hüfte zu tragen.

Beim Tragen des Babys auf der Hüfte wird ein Teil des Gewichtes über die Hüfte in die Beine abgeleitet. So wird der Rücken weniger beansprucht.

Trägt die Mutter das Baby auf dem Rücken, ist die Wirbelsäule der Mutter in einer aufrechten, nicht gestauchten Haltung. So kann das Gewicht des Babys viel länger getragen werden. Aus diesem Grund tragen auch Menschen überall auf der Welt ihre Lasten auf dem Rücken.

Ergebnisse der Verhaltensforschung.

Es gibt aber auch einige weitere Verhaltensweisen, die auf die Traglingsnatur des Babies hinweisen.

Fast alle Säugetiere lecken nach der Geburt und auch noch häufig danach ihre Jungen. Dies ist für eine gesunde Entwicklung bei ihnen zur Massage der Organe notwendig. Rattenjunge, die nicht von ihrer Mutter geleckt werden, sterben an Darmverhalten.

Nur Traglinge wie Affen, und eben auch die Menschen, tun dies nicht. Dass wir unsere Babys nicht lecken, liegt also nicht daran, dass wir der Natur schon so entfremdet sind, sondern dass es für Menschenbabys nicht notwendig ist. Sie erhalten durch das Tragen die notwendige körperliche Anregung. Drei- Monats-Koliken und Blähungen bei Säuglingen sind bei Völkern, in denen die Babys noch viele Stunden am Tag am Körper getragen werden, so gut wie unbekannt. So ist anzunehmen, dass das stundenlange Liegen der westlichen Säuglinge eine der Ursachen der sogenannten Drei-Monats-Koliken ist.

In Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass getragene Babys seltener und kürzer weinen.

Annahme des Babys durch das Tragen

Beim Tragen befindet sich das Neugeborene in der Mutter-Kind-Symbiose, die in den ersten Lebensmonaten für die psychische Entwicklung des Säuglings so notwendig ist. Es erfährt das Gefühl der Annahme, ohne das es etwas dafür leisten muss.

Ganz allmählich und nach seinem eigenen Tempo kann es sich aus dieser Symbiose trennen, indem es sich mehr für das interessiert, was um ihn herum passiert. All das geschieht aus der sicheren Position, der sogenannten Secure-Base, heraus, die ihm die Mutter oder ein anderer Tragender bietet. Durch das Tragen erfährt das Baby gleichzeitig vielfältige Entwicklungsanreize, die es in Sicherheit und Geborgenheit verarbeiten kann.

Auch der Gleichgewichtssinn, der in der Ausprägung, wie er beim Menschen vor kommt, einzigartig ist und eins der elementarsten Sinne des Menschen ist, wird optimal stimuliert.

Die Entwicklung dieses Sinnes ist die Vorraussetzung für den aufrechten Gang und viele andere Fähigkeiten des Menschen. Neugeborene sind in aufrecht getragener Körperhaltung zu Leistungen fähig, die sonst erst 6-8 Wochen später erwartet werden. (Katharina Zimmer, Geo Special)

Tragen und Prävention.

Beim Tragen werden beim Baby alle wichtigen Sinne angeregt. So hilft das Tragen bei der Integration der Sinne und ist wichtig für die Entwicklung eines positiven Körpergefühls.

Es gibt Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass Hyperaktivität im Zusammenhang mit einer ungenügenden taktilen Stimulation im Babyalter steht. (Zeitschrift für Sozialpädiatrie,)

Diese Untersuchungen werden durch die Tatsache bestätigt, dass afrikanische Kinder in den ersten Lebensjahren sowohl motorisch als auch sozial im Schnitt weiter entwickelt sind als ihre europäischen Altersgenossen. Afrikanische Babys verbringen den größten Teil ihrer Babyzeit auf dem Rücken der Mutter und nehmen passiv an ihrem Leben teil.

Was hat die Mutter vom Tragen ihres Babys?

Ein großer Vorteil für die Mutter ist, dass sie ihre Arbeiten verrichten kann, ohne sich gleichzeitig um einen Säugling kümmern zu müssen, denn dieser hockt geborgen auf ihrem Rücken. Sie spürt, wie es ihrem Baby geht und kann so ihre Gedanken und Handlungen auf andere Dinge lenken.

Wer den durch unzählige Unterbrechungen durch das Baby zerrissenen Alltag kennt, weiß, was das für eine Mutter bedeutet. Das Baby ist durch das Tragen dabei   und sein Grundbedürfnis nach Nähe und Körperkontakt wird so ganz nebenbei befriedigt.

Das Kind erfährt sich so auch nicht als Zentrum, sondern als Teil einer Familie. Das geschieht allerdings nur, wenn das Tragen nicht zum Selbstzweck degradiert wird, sondern als ein Mittel genommen wird, der Mutter oder einer anderen Betreuungsperson einen selbstbestimmten Tag zu ermöglichen.

Mütter, die sich ganz selbstverständlich ihr Baby beim Wäscheaufhängen, abwaschen oder einkaufen an den Körper binden, lösen so das Dilemma zwischen   Arbeit und Kinderbetreuung. Durch das Tragen wird kontinuierliches Arbeiten auch mit Baby möglich.

So kann die Mutter (oder der Vater) die täglich anfallenden Arbeiten ohne häufige Unterbrechungen erledigen und es bleibt noch genügend Freiraum für eigene Interessen.

Denn was geschieht eigentlich beim Tragen?

Durch das Tragen ist das Kontaktbedürfnis des Säuglings befriedigt. Körperkontakt ist ein elementares Grundbedürfnis des Säuglings. Ist dies befriedigt, ist das Baby entspannter und muss sich nicht mehr durch unzählige Versuche, den Kontakt herzustellen, ins Bewusstsein der Erwachsenen bringen.

Für das Baby ist das Tragen so wichtig, weil es von seiner physischen und psychischen Ausstattung her zu den Traglingen zählt. Das Tragen ist für ein Traglingsbaby das, was es erwartet.

Viele kennen die Bilder aus anderen Ländern, in denen Babys überall dabei sind auf dem Rücken eines Erwachsenen, und doch fast nie weinen.

Es ist klar dass ein zufriedenes Baby für die Mutter ein großer Vorteil für ihren Alltag ist. Der durch unzählige Unterbrechungen zerrissene Alltag wächst wieder zusammen und kontinuierliches Arbeiten ist wieder möglich. Der Haushalt schrumpft auf ein normales Maß und es bleibt genügend Zeit für die eigenen Interessen der Frau. Auch der Kopf wird wieder frei, um an andere Dinge zu denken.

Denn Körperkontakt ist eine Form der Kommunikation.

Das Kind erfährt, daß es zwar am Leben der Mutter teil nimmt, aber dennoch nicht im Zentrum steht. So ist durch das Tragen ein liebevolles Miteinander möglich, indem die Bedürfnisse von beiden, Mutter und Kind, miteinander harmonisieren können.

Das Tragen ist kein Zaubermittel, das alle durch die Gesellschaft entstandenen Probleme für die Mutter löst. Aber es bringt entschiedene Vorteile im Alltag. Durch das Tragen stellt sich die Frage, ob die Trennung zwischen Arbeit und Kindesbetreuung so zwingend notwendig sein muss wie in dieser Gesellschaft üblich.

Denn Tragen bedeutet mehr als das Tragen im Tuch, sondern ein Hineintragen des Kindes in die Gemeinschaft, ob im Tuch oder auf dem Arm.

Ins Leben getragen……

Frauen sind heute vor der Geburt ihres Kindes aktiv im Beruf. Für viele dient der Beruf nicht nur dem Geld verdienen, sondern auch der Selbstverwirklichung. Nach der Geburt fühlen sie sich hin und her gerissen zwischen den Bedürfnissen ihres Babys und ihren eigenen Bedürfnissen.

Die Babys schon kurze Zeit nach der Geburt wegzurationalisieren, liegt in der Regel weder im Interesse der Frauen noch der Babys, denn die allermeisten Mütter sind gerne mit ihrem Kind zusammen. Durch das Tragen ist es der Frau wieder möglich, ihren eigenen Interessen und Tätigkeiten nachzugehen. Sie ist zufriedener und das wirkt sich auch auf ihr Baby aus. Das Baby ist so eingebettet in ein aktives, liebevolles, soziales Umfeld.

„Kinder werden überall hin mitgenommen. Und überall strecken sich ihm Arme entgegen, um es zu halten, junge Männer sind da keine Ausnahme. Ein Kind zu halten ist köstlich, aber auch einfach normal oder nebensächlich während der Arbeit“, schreibt Dr. Sigrun von Loh in dem Buch Ethnomedizinische Perspektiven zur frühen Kindheit über Familien in Java.

In anderen Kulturen ist es durchaus üblich, dass Frauen auch mit Kleinkind weiterhin am Leben einer Gemeinschaft teilhaben. Bei uns findet das bisher nur in Einzelfällen statt. Das erfordert ein Umdenken und eine Umgestaltung von Arbeitsprozessen und –räumen.

Inzwischen gibt es einige Initiativen, die genau dieses Dilemma lösen wollen. Es gibt Rockzipfelbüros, in denen die Kinder dabei sein können, Elterngärten und Family-Workations zum gemeinsamen Arbeiten.

Das Tragen meines Babys ist somit für mich nur ein Schritt in dem Prozess, mein Kind in meinen Alltag zu integrieren.

Der Artikel ist der Auftakt einer mehrteiligen Serie über das Tragen von Babys. Im nächsten Teil geht es um das Tragen im Alltag.

Literatur zum Thema:

artgerecht – Das andere Baby-Buch: Natürliche Bedürfnisse stillen. Gesunde Entwicklung fördern. Naturnah erziehen* Nicola Schmidt Kösel Verlag Hier kannst du das Buch kaufen (*Affiliatelink): artgerecht – Das andere Baby-Buch: Natürliche Bedürfnisse stillen. Gesunde Entwicklung fördern. Naturnah erziehen* *Die mit Sternchen gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links zu Amazon, durch den ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte, ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen.

Ein Baby will getragen sein* Evelin Kirkilionis Kösel Verlag Hier kannst du das Buch kaufen (*Affiliatelink): Ein Baby will getragen sein*

Körpergefühl. Die Wurzeln der Kommunikation zwischen Eltern und Kind* Regina Hilsberg Rowohlt Verlag Hier kannst du das Buch kaufen (*Affiliatelink): Körpergefühl. Die Wurzeln der Kommunikation zwischen Eltern und Kind*

Ins Leben tragen* Anja Manns Ann Christine Schrader VWB VerlagHier kannst du das Buch kaufen (*Affiliatelink): Ins Leben tragen*

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Ich bin Mutter von vier Kindern im Alter zwischen 9 und 30 Jahren. Außerdem bin ich Kommunikationstrainerin, Theaterpädagogin und Elternbloggerin. Ich bin davon überzeugt, dass wir, indem wir uns selbst und unsere Familien heilen, auch unsere tief zerstrittene Welt heilen. Der Wandel beginnt immer bei uns selbst. Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/
  • Ich habe ein kleines Dilemma. Wie viel tragen soll ich bei meinem Kind fördern? Mit 6 Monate wird es zur Tagesmutter gehen. Wir haben noch 5 Monate Zeit und ich habe Angst wenn ich ihn viel trage das er dann bei der Tagesmutter nicht mehr klar kommen wird. Sie wird ihn nicht so viel tragen können. Wie kann ich am besten das tragen ermöglichen und ihn dann aber auch für die Tagesmutter fit machen?

    • Liebe Swetlana,
      ich vermute, du hast einen starken Grund, weswegen der Kleine mit 6 Monaten zur Tagesmutter gehen wird. Denn wenn es irgendwie geht, würde ich dir als erstes empfehlen, die Entscheidung zu überdenken und euch mehr Zeit zu lassen. Sein Bedürfnis nach Nähe wird auch mit 6 Monaten noch sehr stark sein und das kann man einem Baby nicht abtrainieren. Falls es aber unumgänglich ist, dass euer Kind zur Tagesmutter geht, dann könnt ihr der Tagesmutter eine Tragehilfe geben, damit sie sein Nähebedürfnis stillen kann. Tragen wird sie ihm in dem Alter sowieso noch oft, ob auf dem Arm oder in einer Tragehilfe oder einem Tuch. Am besten geht rechtzeitig mit ihr darüber in den Austausch, um zu schauen, wie sie dem Thema gegenübersteht. Liebe Grüße Dagmar

  • Tja, habe ich jetzt ein seelisch schwer traumatisiertes, hüftgeschädigtes, unsicheres Kind, weil ich nicht getragen habe? Und nicht gestillt? Und nen Kaiserschnitt hatte?
    Nein, habe ich nicht.
    Interessanter Artikel, aber zu pauschal für mich. Denn es gibt Kinder, die nicht in ein Tragetuch wollen – mein Sohn hat, trotz drei Trageberaterinnen und zig verschiedenen Tragevarianten, nur gebrüllt, sobald er in ein Tuch oder ähnliches gesteckt wurde. Nachdem wir auf Kinderwagen umgestiegen sind, war Ruhe.