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Entwicklung des Kindes

“Hört das denn nie auf?” Über einen anderen Umgang mit Entwicklungsphasen

Wie du einen entspannteren Umgang mit herausfordernden Entwicklungsphasen finden kannst

1 Uhr nachts.

Ich stand am Fenster unseres Schlafzimmers und wiegte den Babysohn in meinen Armen. Er war weinend aufgewacht und ich trug ihn durchs Zimmer, um ihn in den Schlaf zu schaukeln.

Es war nicht die erste unruhige Nacht. Seit seiner Geburt vor 8 Wochen durchlebten wir viele dieser unruhigen Nächte.
Gerade schloss er wieder sanft die Augen. Ich traute kaum, mich zu bewegen, um ihn nicht wieder aufzuwecken und so stand ich am Fenster und schaute auf die immer noch belebte Strasse vor unserem Haus. Wir wohnten im Herzen von Kreuzberg und viele junge Leute nutzten die ersten warmen Frühlingstage.

Und ich schaute hinaus und fragte mich, ob ich jemals wieder zu ihnen gehören würde.

Würde ich jemals wieder ruhig schlafen, gar ausschlafen?

Könnte ich wieder so unbeschwert nachts unterwegs sein?

Ich liebte meinen Babysohn über alles, aber in dem Moment hatte ich Sehnsucht nach der Unbeschwertheit.
Unendlich müde legte ich mich mit meinem Baby, was inzwischen wieder fest schlief, zurück ins Bett.

„Werde ich jemals wieder ausschlafen können?“
Diese Ungewissheit nagte an mir. Mir fehlte als junge Mutter selbst noch die Erfahrung, wie sich der Schlaf eines Kindes entwickelt. Und das stresste mich zusätzlich.

Das alles ist jetzt bereits 28 Jahre her.
Die Phase des unterbrochenen Schlafes ging vorbei und ich konnte wieder sowohl durchschlafen als auch ausschlafen. Zwar erlebte ich die Zeit des unterbrochenen Schlafes bei jedem weiteren Kind erneut, aber bei keinem belastete es mich so wie bei meinem ersten. Ich wusste inzwischen, dass es Teil der Entwicklung eines Kindes war, nicht so wie ein Erwachsener zu schlafen.
Ich blieb dabei entspannt. Meine Haltung hatte sich geändert.

“Alles nur eine Phase!”

Den Satz hören junge Mütter so oft, wenn sie mit einem Verhalten ihres Kindes hadern.

Und der Satz beruhigt erstmal. Ist diese Entwicklungsphase vorbei, dann wird das Kind sicher entspannter, ruhiger, fröhlicher.
Alles wird einfacher.

Doch ist diese Phase vorbei, steht nach einer kurzen Pause schon die nächste Entwicklungsphase schon am Start.

Von den Drei-Monats-Koliken geht es direkt in die Zahnungsphase in die Fremdelzeit in die Autonomiephase in die Zahnlückenpubertät….
Das ganze Leben mit Kindern scheint aus Phasen zu bestehen.

Wie wir auch mit Entwicklungsphasen umgehen können…

Es gibt verschiedene Entwicklungsphasen, die alle Kinder, und übrigens auch wir, im Laufe des Lebens durchlaufen.
Ich habe mich lange, auch beruflich mit Entwicklungsphasen beschäftigt und sehe es durchaus als hilfreich an, zu wissen, was gerade in meinem Kind vorgehen könnte und warum es so sich verhält. Das kann mir im besten Fall helfen, mehr Verständnis für mein Kind zu entwickeln.

Denn mit einer Entwicklungsphase ist in der Regel ein Konflikt, eine Krise, verbunden. Ist die erfolgreich gelöst, gehen Menschen in die nächste Stufe über. Das ist das, was dir das Leben mit deinem Kind manchmal so schwer macht.
Darüber Bescheid zu wissen nimmt auch von dir viel Druck.
(Deswegen habe ich dir hier einen Überblick über die wichtigsten Stufen der Entwicklung eines Menschen erstellt.)

Es kann aber auch dazu führen, dass bei einem missliebigen Verhalten eines Kindes die Schublade Phase aufgemacht  und da hineingestopft wird. Und dann hat kann es passieren, dass dein Kind nicht die Begleitung bei dir findet, die es gerade braucht.

Ordnest du das Verhalten deines Kindes lediglich einer Entwicklungsphase zu, kannst du versäumen, genauer hinzuschauen und dein Kind individuell wahrzunehmen.
Denn nicht immer ist der jeweilige Stand der Entwicklung der Grund für das Verhalten deines Kindes. Ein Kind, was zum Beispiel im Kindergarten von anderen Kindern ausgeschlossen wird, kann darauf mit Aggressionen Zuhause reagieren. Würden wir dies Verhalten lediglich der Autonomiephase zuordnen, verlieren wir die Verbindung zu unserem Kind an einem wichtigen Punkt.

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“Wann hört das endlich auf”

Wenn du immer auf das Ende einer Phase wartest, verhinderst du außerdem, das Leben mit deinem Kind jetzt, in der Gegenwart, zu leben.
Dann richtest du deinen Blick auf die Zukunft, in der das Leben sein soll, wenn das Kind sich nicht mehr so verhält, wie es sich gerade verhält.  Gleichzeitig kann es leicht passieren, dass du euer gegenwärtiges Leben mit einem Negativfilter betrachtest.
Doch das ganze Leben ist Entwicklung.
Das Leben mit Kindern bietet immer alles: Herausforderungen, an denen unsere Kinder und wir wachsen dürfen. Und unglaublich viele schöne Momente, die wir genießen dürfen.
Es ist eine bewusste Entscheidung, worauf wir unseren Fokus legen.

Du kannst auch probieren, bewusst das in den Vordergrund zu stellen, was das Schöne, das Geschenk an eben dieser Entwicklungsphase ist.
Stell dir vor, wenn du dein Kind, was sich gerade schreiend auf den Boden wirft, nicht als jemanden sieht, der dir in dem Moment das Leben und den Einkauf schwer macht.
Sondern als einen Menschen, der sich kompromisslos für sich selbst einsetzt, aber noch nicht den Weg weiß, dies ohne Vehemenz zu schaffen.
Dann bist du diejenige, die ihm bei diesem Weg helfen kann.

Kleine Kinder drehen sich um sich selbst

Für mich war es sehr spannend, zu sehen, wie mein Kind immer mehr zur Perspektivübernahme fähig war.  Das ist ein Meilenstein in der Entwicklung des Menschen.

Ich erinnere mich, wie ich an einem Wintermorgen aus dem Fenster meines Zimmers in den Garten schaute und den ersten Schnee des Winters im Garten sah.
Meine damals Vierjährige, die noch im Bett lag, beobachtete mich und fragte dann: „Mama, siehst du da Schnee auf der Wiese?“
„Ja, meine Süße,“ antwortete ich und dachte: Bingo. Perspektivübernahme!
Sie konnte sich vorstellen, was ich wohl sehe. Das ist ein Meilenstein in der menschlichen Entwicklung.

Gleichzeitig ist ein Kind, was noch nicht zur Perspektivübernahme fähig ist, auch kein Mangelwesen. Nein, denn die Egozentrik des Kleinkindes sicherte ihm lange das Überleben.

Ein Kleinkind, was nicht eindringlich auf seine Grundbedürfnisse aufmerksam gemacht hätte, hätte früher nicht lange überlebt.

In der heutigen Welt mag dieses Verhalten nicht mehr zu passen, doch es hatte evolutionär für das Kind große Vorteile. Wir können  da auch unseren Blickwinkel ändern und staunen, wie gut unser Kind für sich sorgen will.

Ein Kind ist immer richtig. Nur manchmal sehen wir es nicht, weil uns Überzeugungen, Glaubenssätze und mangelnde Erfahrung hindern.

In einer Welt, in der das eigene Kind oft das erste Kind ist, mit dem wir intensive Erfahrungen sammeln, fehlt uns der Weitblick über den Verlauf von Entwicklung.

Dafür können weder wir etwas noch unser Kind.

Wie du deine Wahrnehmung über herausfordernde Entwicklungsphasen ändern kannst

Gerade kleine Kinder sind noch nicht in der Lage, ihr Verhalten aus Vernunft zu regulieren.

Daher ist es viel sinnvoller, bei uns selbst anzusetzen und unser eigenes Verhalten unserem Kind gegenüber und unsere Wahrnehmung zu verändern.

Dein Kind zeigt ein spezielles Verhalten nicht, um dich zu ärgern, selbst wenn es auf dich so wirkt.
Es versucht mit seinem Verhalten immer, seine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und handelt entsprechend seines eigenen Entwicklungsstandes.

Das trifft auf ein Kleinkind ebenso zu wie auf einen pubertierenden Teenager.

Die Kunst des gelassenen Elternseins ist es, das Verhalten des Kindes nicht persönlich zu nehmen.
Und das ist für uns Eltern meist eine ebenso große Entwicklungsaufgabe wie für Kinder ihre Entwicklungsaufgabe.
Denn meistens werden durch das Verhalten der Kinder in uns alte Erfahrungen getriggert.

Fragen, die dir helfen können

Wenn dein Kind gerade ein wiederkehrendes Verhalten zeigt, was dich herausfordert, lade ich dich ein, dir selbst folgende Fragen zu stellen.

  • Wann hattest du in deiner Entwicklung das Gefühl, nicht richtig zu sein wie du bist?
  • Was geht in dir vor, wenn dein Kind dich aufregt? Welche Gedanken hast du dann?
  • Welche alten Erfahrungen stecken in dir?
  • Welche Gefühle sind in dir verborgen, wenn dein Kind sich so verhält?
  • Welche Glaubenssätze hast du zu diesem Verhalten?
  • Was vermutest du, braucht dein Kind gerade besonders?
  • Was ist das Positive, das Geschenk an dieser Phase?
  • Wie kannst du für dich sorgen, wenn das Verhalten des Kindes dich herausfordert?
  • Wo findest du Unterstützung, damit du im Alltag gelassener reagieren kannst?

Wenn du intensiver in diese Themen einsteigen willst, kannst du dich hier mehr über die verschiedenen Entwicklungsphasen im Leben eines Menschen lesen: Die wichtigsten Entwicklungsphasen von Geburt an

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/