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Der Name kommt mit dem Kind

Der Name kommt mit dem Kind

Während meiner ersten Schwangerschaft fuhr ich mit einer Freundin mit dem Fahrrad durch Finnland. Das Baby in meinem Bauch war noch winziger als die vielen Mücken, die dort herumschwirrten. Wir übernachteten auf Zeltplätzen und bei Servas-Gastgebern.
Servas ist ein Gastfreundschaftsnetzwerk, das bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg als Friedensorganisation gegründet wurde. Ähnlich wie bei Couchsurfing kann man kostenfrei bei Menschen aus aller Welt übernachten.
Unsere ersten Gastgeber in Finnland war eine frischgebackene Familie, die drei Wochen zuvor ihr erstes Kind bekommen hatten. Natürlich fragten wir, wie das Baby heißen würde.
„Es hat noch keinen Namen“, antwortete die Mutter gelassen und erklärte mir, dass man sich in Finnland mehrere Monate Zeit für die Namensgebung nehmen kann.
„Der Name kommt mit dem Kind“,  sagt man in Finnland.

Namensgebung in Deutschland – meist gleich nach der Geburt

Das beeindruckte mich sehr und ich dachte über die übliche Praxis der Namensgebung in Deutschland nach. Die meisten Eltern entscheiden sich bereits in der Schwangerschaft für einen Namen und kaum ist das Baby auf der Welt, bekommt es kurz danach sein erstes offizielles Dokument mit seinen Namen.

Ich recherchierte und fand heraus, dass ich mir durchaus auch in Deutschland Zeit lassen konnte. Die standesamtliche Anmeldung kann auch ohne Namen erfolgen. Steht der Name erst einmal auf der Geburtsurkunde, kann er nicht mehr verändert werden. Der Name aber kann durchaus nachgereicht werden.

Wir wollten uns auch die Zeit nehmen, die wir brauchten, so beschlossen mein Freund und ich.

Natürlich sammelten wir in der Schwangerschaft viele Namen, die uns gefielen, sowohl Jungs- als auch Mädchennamen, denn wir hatten uns das Geschlecht nicht sagen lassen. Aber wir haben keine weitere Vorauswahl getroffen, sondern warteten auf unser Kind. Unser erstes Kind, ein Junge, wurde an einem wunderschönen sonnigen Wintertag zu Hause geboren. Die Verwandten hatten Zeit und löcherten uns mit der Frage, wie der Kleine denn nun heißen würde. Unsere Antwort: „Das wissen wir noch nicht“ hinterließ spürbare Irritation. „Hm“, war die Antwort der Meisten. Wir wollten unser Kind erst einmal in Ruhe kennenlernen. Der Name würde sich schon finden.

Namensfindung Nr. 1: Wie heißt das Kind denn nun?

Mein Vater aber gab keine Ruhe. Immer wieder hakte er nach, denn zu gerne wollte er als Erster die Nachricht von dem Namen weitergeben. Wir, die bei unserem ersten Kind ziemlich jung und frech waren, überlegten uns einen Scherz. Am Tage 3 sagte mein Freund zu ihm: „Herbert, also gut, wir sagen ihn Dir jetzt, aber es soll noch unter uns bleiben. Wir wollen es später selber bekannt geben. Okay?“ „Ja, ja, natürlich“, versicherte mein Vater, schon ganz heiß auf die Neuigkeit. Ich kicherte im Hintergrund, denn ich wusste, sowie mein Freund ihm dem Namen gesagt hätte und das Gespräch beendete, würde mein Vater zum Telefonhörer greifen und es Gott und der Welt mitteilen.

„Hugo soll er heißen“, sagte mein Freund zu meinen Vater, denn das war damals so ziemlich das unmodernste, was wir uns vorstellen konnten.

Kurze Zeit später rief meine Schwester aus Paris an und beglückwünschte mich zur Geburt des „ kleine Ügo,“ und es trudelte nach einigen Tagen Glückwunschkarten für den kleinen Hugo ein. Da hatten wir den richtigen Namen bereits offiziell bekanntgegeben. Unser erstes Kind blieb nur 5 Tage namenlos. Wir hatten ja noch viel Zeit, uns Gedanken darüber zu machen.

Namensfindung Nr. 2

Unser zweites Kind, auch eine Hausgeburt, blieb noch länger namenlos. Es war ein Mädchen. Wieder fragten uns die Verwandten Löcher in den Bauch. „Diesmal veräppeln wir aber deine Familie“, verlangte ich. Gesagt, geplant, beim Anruf von der Schwester meines Freundes eröffneten wir ihr am Tage 8, unser Mädchen würde „Caro Bella Nutela“ heißen. Carobella war damals eine pflanzliche Nutella-Alternative und diese Namensgebung mussten doch die anderen bei uns Ökos echt schlüssig finden. Doch meine Schwägerin zweifelte: „ Ist das denn erlaubt?“, fragte meine Schwägerin zweifelnd. „Heute ist alles erlaubt“, behaupteten wir überzeugt.

Wir aber brauchten nur noch einen Tag. Am Tage 9 hatte unser Mädchen seinen Namen, mit dem es bis heute sehr glücklich ist.

Kein Scherz mehr, dafür mehr Namensfinder

Bei unserem dritten Kind, wieder ein Junge, konnten wir unseren Namensscherz nicht mehr machen. Mein Vater lebte nicht mehr und die anderen hätten uns sowieso nicht mehr geglaubt. Macht nichts, denn wir hatten diesmal das Vergnügen, nach der Geburt mit unseren Großen über den Namen nachzudenken. Durchaus eine Herausforderung. Das dauerte, bis wir einen stimmigen Namen gefunden hatten. Gut 12 Tage diesmal. Aber dann war es richtig und passte.

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Namensfindung N.3 und Nr. 4: Wir brauchen immer länger

Unser viertes Kind, wie seine Geschwister eine Hausgeburt, wartete geduldig noch länger auf seinen Namen. Meine Schwiegermutter, die zum helfen kam, erlitt einen Schlaganfall bei uns zu Hause, meine älteren Kinder steckten im Abi-Streß und mein Mann baute gerade noch ein Geschäft auf. Wir hatten selten Momente, in denen wir frei und entspannt über den Namen sinnen konnten, während wir unserem Kind begegneten. Da hatte ich das erste Mal das Gefühl von Ratlosigkeit: „Wie wirst du heißen, meine Kleine?“ , fragte ich mich, während ich mein Babymädchen anschaute. Doch dann, endlich fanden mein inzwischen mit mir verheirateter Mann und ich ruhige Stunden, und er war da, der Name für unser Mädchen. Nach über 2 Wochen hatten wir sie gut kennengelernt.

Ich bin froh, dass wir uns immer die Zeit für die Namensgebung genommen hatten, die wir gebraucht haben. Unsere Babys sind alle zu Hause geboren worden und so gab es niemanden, der uns gedrängt hatte, einen Namen für ein Dokument anzugeben. Die Namensfindung mit dem Baby zusammen war ein sehr schöner Prozess, der zum Kennenlernen dazu gehörte. Einen Kosenamen hatten die Babys oft schon sehr früh, aber der veränderte sich in den ersten Wochen oft. Der richtige Name, so empfinde ich es auch, kommt mit dem Kind und dafür lerne ich mein Kind erst einmal kennen.

Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst

Im Krankenhaus wissen viele, die dort arbeiten, nicht, dass Du ein Kind auch namenlos anmelden kannst. Wenn Du Dir auch Zeit nehmen willst, Dich erst nach der Geburt für den Namen zu entscheiden, dann lasse Dich nicht dazu drängen, auf der Geburtsbescheinigung einen Namen anzugeben. Denn steht dort ein Name, kannst Du ihn nicht mehr ändern. Sich zeit zu nehmen für solche Prozesse wie die Namensfindung nach der Geburt bedeutet auch, mit der Ungeduld von Freunden und Verwandten umzugehen. Aber es ist allein die Angelegenheit der Eltern, wie sie es handhaben, denn der Name, den sie geben, begleitet ihr Kind sein ganzes Leben lang. Was machen da ein paar Tage oder Wochen am Anfang aus, die Ihr Euch vielleicht für die Namenfindung Zeit nehmt.

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Ich bin Mutter von vier Kindern im Alter zwischen 9 und 30 Jahren. Außerdem bin ich Kommunikationstrainerin, Theaterpädagogin und Elternbloggerin. Ich bin davon überzeugt, dass wir, indem wir uns selbst und unsere Familien heilen, auch unsere tief zerstrittene Welt heilen. Der Wandel beginnt immer bei uns selbst. Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/
  • Ich wusste gar nicht, dass die standesamtliche Anmeldung auch ohne Namen erfolgen kann. Und, dass, wenn erstmal ein Name auf der Geburtsurkunde steht, dieser nicht mehr geändert werden kann. Wir werden uns bei der Namensgebung für unser Kind also Zeit lassen, damit es im Nachhinein nichts zu bereuen gibt.