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Ich will spielen!

Warum Spielen ein Grundbedürfnis ist!

“Die spielen ja nur!” So ähnlich ist die Sichtweise vieler Menschen auf eine der wichtigsten Tätigkeiten von Kindern. “Sie soll doch erstmal das Wesentliche machen”, klagte eine Mutter über ihre Tochter, die lieber tanzte und malte, statt sich freiwillig den Hausaufgaben zuzuwenden. Doch Spielen ist ein Grundbedürfnis, welches in unserer Gesellschaft viel zu gering geachtet wird. Welche Bedeutung das Spiel für Kinder hat, wurde mir erstmals als Abiturientin bewußt: Vor vielen Jahren, als ich noch die Schule besuchte, nahm ich mit meiner Philosophie-AG an einer Reise teil. Wir beschäftigten uns damals mit dem Vergleich der drei monotheistischen Religionen. Unsere AG-Leiterin organisierte für uns die Möglichkeit, diese Religionen in dem Land kennenzulernen, in dem sie aufeinandertreffen: Israel. Wir wohnten in Jerusalem bei Aktion Sühnezeichen und bekamen an einem Nachmittag Besuch von zwei alten Männern. Naja, der eine war gar nicht so alt aus meiner heutigen Sicht, ungefähr 60 Jahre, der andere mochte in seinen Siebzigern gewesen sein. Sie kamen vom Komitee der Auschwitz-Überlebenden, um ihre Erfahrungen mit jungen Menschen zu teilen. Sie erzählten uns von ihrer Zeit in Auschwitz und es war für uns sehr berührend, besonders auch ihre Offenheit. Was mir aber bis heute in Erinnerung geblieben ist, war das Lachen des jüngeren Mannes, wenn er davon erzählte, wie er im KZ mit den anderen Kindern spielte. Ja, richtig gelesen, er spielte, denn er war ein Kind gewesen, als er in Auschwitz war. Während der ältere Mann sein sorgenvolles Gesicht beim Erzählen behielt, ihn als Erwachsenen war ständig das Grauen bewußt, das ihn umgab, hatte der Jüngere Momente des Vergessens im Spiel gefunden. Ich weiß noch, wie lange ich darüber nachgedacht habe, über diese scheinbar unmögliche Fähigkeit, im größten Unglück ein Stück Glück im Spiel zu finden. Wie konnte das gehen?

Kinder spielen. Immer. Überall.

Wo sie sich zusammenfinden in einen nicht direktiven Raum, da beginnen sie früher oder später zu spielen. Freies Spielen ist kein Zeitvertreib – es ist existenziell notwendig. Das zeigt mir die Geschichte des Kindes aus dem KZ. Durch das SPielen konnte er zeitweise die Umgebung ausblenden und das ermöglichte ihm wahrscheinlich das Überleben. Spielforscher sind davon überzeugt, dass bereits Neugeborene beginnen zu spielen – mit den noch geheimnisvollen Funktionen ihres Körpers. Ihre Fähigkeit zum Spiel entwickelt sich Tag für Tag weiter. Eines ihrer ersten Spiele ist das Spiel mit dem eigenen Körper, dann folgt das Spiel mit Gegenständen und mit einem Gegenüber. Im Spiel können Kinder in vielfältige Rollen schlüpfen. Selbst wenn sie alleine sind, können sie Rollenspiele spielen, indem sie die verschiedenen Rollen übernehmen. Dabei üben sie ganz selbstverständlich ihr Einfühlungsvermögen. Es gibt unzählige Arten von Spielen:
  • Spiele mit Regeln
  • Spiele in der Natur, Hütten bauen, am Wasser spielen, verstecken
  • Fangespiele
  • Rätselspiele
  • Und so weiter
Kinder wechseln fließend von einer in die andere Art. Sie lernen durch das Spiel alles was sie brauchen. Doch dann kommt der Tag, ab dem zwischen Spielen und Lernen unterschieden wird: die Einschulung. Auch wenn den Kindern im ersten Jahr noch viel zugestanden wird ( wie absurd:zugestanden wird), werden die Freiräume für das Spielen täglich kleiner. Dabei bleiben es Kinder, die einfach nur spielen wollen.

Aus dem freien Spielen wird ihr Lebensweg.

Meine beiden älteren Kinder haben eine Regelschule besucht. Meine Tochter liebte es, auch dort zu malen und zu basteln. Ich habe ihr Malen und Basteln ebenso wertgeschätzt wie all das andere, was sie tat. Es ist nicht leicht, im Regelschulsystem seine Position als Eltern zu finden. Gleichzeitig ist die Wertschätzung der Eltern für alle Tätigkeiten ihrer Kinder wichtig. Für meine Tochter war es enorm wichtig. Sie hat die Leidenschaft zur Malerei stetig weiterentwickelt und beginnt demnächst ein Studium der Freien Künste. Für sie war und ist die Kunst immer das Wesentliche. Und in der Kunst steckt das Spiel. Solange das, was ein Kind tut, ein authentischer Ausdruck seines Selbst ist, spielt es. Wenn eine Tätigkeit von außen gesteuert wird, verliert sie schnell ihren spielerischen Charakter. So ist es häufig beim Malen. Kinder lieben es, sich in Bildern auf ihre ganz eigene Weise auszudrücken. Ihre Bilder sind kein Abbild der äußeren Wirklichkeit, aber für sie sind sie völlig stimmig. Indem Kinder beim Malen Vorgaben folgen sollen, verlieren sie beim Malen die Spielfreude und an ihre Stelle tritt ein Leistungsanspruch oder einfach nur Unlust. Das Freie Spiel folgt keinen Regeln und Vorgaben. Es erfindet sich permanent selbst.

Den Spieltrieb erhalten und Raum geben

Kinder, die auf Freie Schulen gehen oder sich selbstbestimmt bilden, bleiben in ihrem natürlichen Spieltrieb. Ein elfjähriges Mädchen, das eine Freie Schule besucht, beschrieb ihre ersten Jahre an der Schule so: “Die ersten Jahre habe ich nur gespielt. Ich war ja noch ein Kind und wollte nichts als spielen.” Auch wir Erwachsene brauchen das Spielen, um unsere Lebenslust und Kreativität ausleben zu können. Im  freien Spiel löst sich Belastung und Stress wie von selbst auf und wir sind nach einem schönen Spiel entspannt und heiter.

Nicht nur Kinder brauchen es zu spielen, auch Erwachsene tut es gut!

Ich habe viele Jahre Theatergruppen mit Erwachsenen geleitet. Wenn wir uns abends getroffen haben, waren die meisten von einem langen Arbeits- oder Familientag geschafft. Am leichtesten sind wir in eine lockere Grundhaltung durch ein wildes Fangespiel gekommen. Die alten Hasen kannten das schon und freuten sich darauf. Die Frischlinge schauten erstmal etwas irritiert, wenn es mit dem Spiel losging, nur um kurze Zeit später aus dem Lachen nicht mehr herauszukommen. Je freier unsere Kinder spielen können, desto glücklicher sind sie, je mehr auch wir unseren Alltag spielerisch geschehen lassen, desto freudiger ist unser Tag. Spiel ist Leichtigkeit und Lebensfreude. Für uns alle – für uns, unsere Kinder und unsere ganze Welt. Buchtipp zum Thema:

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Ich bin Mutter von vier Kindern im Alter zwischen 9 und 30 Jahren. Außerdem bin ich Kommunikationstrainerin, Theaterpädagogin und Elternbloggerin. Ich bin davon überzeugt, dass wir, indem wir uns selbst und unsere Familien heilen, auch unsere tief zerstrittene Welt heilen. Der Wandel beginnt immer bei uns selbst. Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/
  • Na ja, ein freies Spielen ist bestimmt ein Grundbedürfnis für die Kinder. Aber man muss sich im Voraus Sorgen um den Schutz machen. Steckdosen zu, sowie auch Blumen entfernen und runde Kanten an den Tischen, Fensterbrettern würden auch den Kopf vor Anschlagen schützen. Den Raum zum Spielen fällt nicht immer leicht zu finden, danke für die Anregungen zum Nachdenken!