Ein Interview mit Bettina Attenberger von der Trageschule Nordrhein-Westfalen
Du kannst dir das Interview hier auch anhören:
D: Ich bin heute hier mit Bettina Attenberger von der Trageschule Nordrhein-Westfalen. Wir kennen uns schon ziemlich lange, mittlerweile seit 1995. Ihr ältestes und mein zweitältestes Kind sind im selben Alter. Wir hatten uns kennengelernt, als ich einen Trageschulkurs gegeben hatte und sie mit ihrer Tochter daran teilnahm.
Ja, und da uns beide das Thema Tragen nicht mehr losgelassen hat, auch beruflich, haben wir weiter zusammen gearbeitet. Wir haben 1997 die Ausstellung „Ins Leben tragen“ mit einigen anderen Frauen organisiert.
Das war eine grandiose Zeit! Ich denke total gerne daran zurück. Wir waren ein fantastisches Team und unsere Arbeit wurde von der Begeisterung für unsere Kinder getragen, für die Idee, mehr Körperkontakt, mehr Innigkeit, mehr Bindung für Kinder zu schaffen und ihnen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Außerdem wollten wir Frauen ermöglichen, ein selbstbestimmtes Leben mit ihren Kindern zu führen. Denn für uns war Tragen immer der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben.
Bettina, ich hatte dann eine Zeit, in der ich erst mal aus dem Tragethema ausgestiegen bin. Du hast es weitergetragen, dieses Thema, in die Welt. Das freut mich, denn die Ideen, die wir damals hatten, finde ich bei dir wieder.
Erzähl doch mal, wie das bei dir kam. Du bist damals von Berlin weggezogen. Was hatte sich bei dir entwickelt?
Bettina Attenberger: Die ersten Sachen, die ich außerhalb von Berlin gemacht habe, waren in einer Hebammenpraxis in Essen. Die hatten mich angefordert, waren von dem Thema total fasziniert und haben gesagt: „Wir möchten gerne, dass auch Schulungen im Ruhrgebiet stattfinden.“
Da bin ich von Berlin aus öfter hingefahren und habe dort Wochenendkurse angeboten. Am Anfang nur für Eltern. Da hat es dann angefangen mit der Multiplikatorenarbeit und davon hab ich ab 1998 in Düsseldorf mir so ganz langsam, muss ich sagen, meine eigene kleine Trageschule aufgebaut. Immer mit dem Gefühl, dass es natürlich Körperkontakt und Bindung, aber dass es auch eine lebensrettende Situation für Eltern und Kinder sein kann.
Weil ich das ja selber sagen kann durch die Geburt meiner Tochter, die in den ersten 2 Lebensjahren sehr krank war: Das Tragen ist unser Rettungsring gewesen.
D: Was war da genau?
Bettina Attenberger: Sie hatte einen Reflux, über 22 Mittelohrentzündungen, war also ständig krank, auch durch ein damals noch unerkanntes KiSS-Syndrom mit Organbeteiligung usw.
Ich weiß bis heute nicht, was ich ohne das Tragen gemacht hätte. Das ist einfach eine große Hilfe gewesen, auch in Berlin durch den Transport, immer wieder in Krankenhäuser, zu Kinderärzten usw. Und um das Kind zu beruhigen, was ja unter Schmerzen litt, was unter Unwohlsein litt. Und um trotzdem das Gefühl zu haben: „Okay, ich kann auch mal was für mich machen. Ich hab die Hände frei, ich krieg trotzdem noch irgendwas zu Essen gemacht, ich krieg trotzdem noch einen Tee gekocht, ich kann einkaufen gehen mit dem Kind auf dem Rücken.“
Bei Reflux-Kindern ist es wichtig, dass sie in der aufrechten Position gehalten werden. Das kannte ich, Gott sei Dank, vorher schon durch einen Auslandseinsatz 1988, wo ich mit dem Tragen begonnen habe, in einer KiTa und auch mit einem Kind mit einem ganz starken Reflux. Daher hatte ich diese Erfahrung bereits.
D: Ja ich erinnere mich daran, dass ich damals von dir gehört hatte, wieviel Schwierigkeiten deine Tochter bei ihrem Start ins Leben hatte, während ich sie als völlig, ich will mal sagen, normal empfunden hatte, ja sogar als fittes Kind. Da dachte ich mir, wow, das ist so klasse, wie du deiner Tochter helfen konntest, mit ihren Schwierigkeiten, gut im Leben anzukommen. Das hat mich damals sehr beeindruckt.
Jetzt führst du deine Trageschule schon ziemlich lange, bildest auch Multiplikatoren aus, Hebammen, Stillberaterinnen, Krankenschwestern. Wenn du jetzt die Philosophie deiner Trageschule in einigen Worten beschreiben würdest, wie würdest du das machen?
Bettina Attenberger: Dann würde ich erst mal sagen, dass es einfach sein sollte. Also ich bin keine, die hingeht und sagt, wir brauchen diese und diese und diese und diese und AUCH NOCH diese Produkte, um überhaupt Eltern zum Tragen zu beraten. Ich habe in der Ausbildung immer ein Blatt auf meinem Flipchart – „Grundsortiment“ – und das ist wirklich winzig. Das ist ein Tuch in einer Größe und noch ein anderes Tuch in einer Größe und vielleicht eine Tragehilfe.
Und ich ermutige die Menschen, mit ganz wenigen Sachen anzufangen. Denn ich glaube, dass es das Kerngeschäft ist, in Körperkontakt zu bleiben, in der Bindungsarbeit zu bleiben und da ist das Tragen nur ein einziger kleiner Baustein von. Es gehören noch viele andere Dinge dazu. Nicht jedes getragene Kind wird ein glückliches Kind, weil noch viele andere Faktoren mitspielen.
Auf diese Faktoren ist es mir auch sehr wichtig, in der Ausbildung hinzuweisen, also auf die Bedeutung der Zufriedenheit der Eltern. Druck wegzunehmen, loslassen, entspannt zu Tragen und nicht zu gucken: „Um Gottes Willen, gibt es vielleicht eine andere Trage, die noch besser für mein Kind gewesen wäre?“ oder „Hab ich jetzt was falsch gemacht?“, oder „Hab ich jetzt mein Kind kaputt gemacht, weil ich bei Facebook gelesen habe, da gibt es doch noch eine andere bessere Tragehilfe?“
D: Also im Grunde geht es dir darum, Entspannung in die ganze Geschichte zu bringen, damit die Eltern sich sicher fühlen und damit sie vor allem auch entspannt mit ihrem Kind sind.
Bettina Attenberger: Genau. Simplify your babywearing würde ich wirklich sagen.
D: Ja, das ist doch echt schön. Bettina, wo können sich denn die Leute mal an dich wenden?
Du bist ja vor allem für Multiplikatoren, aber auch für Menschen, die Trageberaterin werden wollen, Ansprechpartnerin. Du bist aber auch spezialisiert für Frühgeborene, die getragen werden, soweit ich weiß, und für das Tragen von behinderten Kindern.
Also, kannst du noch mal kurz sagen, wo dich die Leute erreichen können?
Bettina Attenberger: Ja, einmal habe ich die Homepage www.trageschule-nrw.de
Es gibt auch eine Seite auf Facebook und auf der Homepage findet ihr alle Kontaktadressen, Telefon, E-Mail-Adresse usw.
Ich bin für jede Anfrage offen. Man kann auch mit mir per Mail einen Telefontermin ausmachen, um sich dann persönlicher beraten zu lassen. Ich habe mittlerweile ein großes Netzwerk, das man dann eben auch abfragen kann, wenn spezielle Fragen sind.
Spastische Kinder zum Teil, taube Kinder bzw. Kinder mit Hörschwierigkeiten profitieren auch enorm vom Tragen, nämlich durch diese Körpernähe und dass sie auch die Töne der Sprache über die Knochen erfahren und nicht nur in einer Distanz von 1 bis 2 Metern um den Kinderwagen herum.
Wenn da spezielle Anfragen sind, gerne auch per Mail einen Telefontermin mit mir ausmachen. Der ist immer kostenlos und die Beratung können wir dann individuell anpassen.
D: Ja, super! Ich kann Bettina auch nur total empfehlen. Sie ist eine langjährige Freundin von mir und ich weiß, das was sie macht, ist richtig gut.
Bettina Attenberger: Dankeschön.
Informationen zu Reflux-Kindern:
http://www.refluxkinder.de/reflux/symptomatik.html
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