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Stress killt Empathie

Stress killt Empathie – auch im Familienleben

Stress killt Empathie – auch im Familienleben

Eigentlich logisch – wenn wir wissen, dass unsere Reaktionen auf eine stressauslösende Situation noch dieselbe ist wie bei einem Steinzeitmenschen.

Und doch erwarten wir von uns in Situationen, in denen wir in starker Anspannung sind, dass wir noch entspannt auf unser Kind eingehen.

Reise gerade mal in deiner Fantasie vierzigtausend Jahre zurück.

Du bist in der Steinzeit unterwegs und betrittst gerade die Höhle, in der du dein Nachtlager hast.

Da hörst du ein ungewohntes schnaufendes Geräusch aus einer dunklen Ecke der Höhle.

Du bleibst wie erstarrt stehen. Alle Sinne sind auf Empfang und durchlässig. Noradrenalin durchflutet den Körper , der Atem geht schneller. Du bist bereit, im Notfall zu fliehen, dich tot zu stellen oder anzugreifen.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Aus dem Dunkel löst sich ein Schatten und ein Freund, den du lange nicht gesehen hast, kommt lachend auf dich zu. Er wollte dich besuchen und ist eingeschlafen, während er auf dich wartete. Du lachst auch und innerhalb kurzer Zeit fällt alle Spannung von dir ab. Keine Gefahr.

Die Atmung normalisiert sich. Die Körpersysteme fahren wieder runter. Kurze Zeit später sitzt ihr plaudernd am Feuer.

  1. Aus dem Dunkel löst sich ein Schatten und ein Höhlenbär läuft auf dich zu. Im Bruchteil fliehst du, ohne weiter darüber nachzudenken. Dein adrenalinüberfluteter Körper ist gerade zu Höchstleistungen fähig und so schaffst du es, dich aus dem Gefahrenbereich zu bringen.

An dem Ort, an dem du dich wieder sicher fühlst, fällt alle Spannung von dir ab. Dein Atem normalisiert sich und die Körpersysteme fahren wieder runter. Du beginnst dir ein neues Nachtlager zu suchen.

Nur eins könntest du mit dem Höhlenbär sicher nicht tun: ein einfühlsames Gespräch führen.

“Ich sehe, du bist gerade sehr stürmisch und unruhig. Könnte es sein, dass du Hunger hast, lieber Höhlenbär?”

Es bleibt keine Zeit dafür. Die Situation erfordert ein sofortiges Reagieren. Diese Fähigkeit sicherte lange Zeit unser Überleben.

Blöd ist nur, dass unser Körper auf stressaulösende Situationen heute ebenso reagiert wie vor Zehntausenden von Jahren: Das Notfallprogramm wird hochgefahren. Wir verpassen den Bus. Unser Kind beginnt zu schreien. Der Partner will unbedingt etwas von uns.

Unser Stammhirn übernimmt, der älteste Tel unseres Gehirns. Es wird auch Reptiliengehirn genannt, weil wir es mit den Reptilien gemein haben. Es ist für die Kampf, – Totstell, – oder Fluchtreaktion zuständig.

Das wäre an sich kein Problem, wenn nach einer Weile der Auslöser für die Notfallsituation verschwindet. Doch viele Eltern, besonders die Mütter, bewegen sich sehr lange im Notfallmodus. Dem Körper fällt es immer schwerer zu entspannen und in den Normalzustand runterzufahren. Es droht eine Erschöpfungsdepression, auch Burn-Out genannt, in dem wir uns immer mehr wie ein Hamster in einem ewig drehenden Rad fühlen.

Und in einem solchen Zustand sind wir kaum in der Lage, einfühlsam auf andere einzugehen. Unser Körper ist im Überlebensmodus, auch wenn es heute kaum ums Überleben geht.

Heute schafft selten eine momentane Gefahr den Stress, sondern unsere Gedanken lösen die Notfallreaktion aus.

Ein Beispiel:

Es ist 8:40 Uhr am Morgen und du möchtest mit deinem Kind losgehen, um pünktlich zum Frühstück beim Kindergarten zu sein. Außerdem willst du danach gleich weiter zu deiner Arbeitsstelle, wo ein wichtiges Projekt auf dich wartet. Du hast dein Kind bereits dreimal gebeten zu kommen.

Doch aus dem Kinderzimmer hörst du nur Stille. Du wirst unruhig und gehst, um nachzuschauen. Als du ins Kinderzimmer gehst und dein Kind anschaust, schießt dein Puls in die Höhe.

Seine Hände, sein Gesicht und ein Teil der Kleider sind mit bunten Farben angemalt.

Es strahlt dich an: “Mama, ich habe endlich die Fingerfarben wiedergefunden.”

Wie sollst du es jetzt noch schaffen, pünktlich zu kommen? Du möchtest am liebsten los schreien oder tust es auch. Dein Kind versteht nicht, warum du dich nicht freust und fängt an zu weinen. Das auch noch.

Kann es nicht einmal….

Innerlich bist du im Notfallmodus, doch real besteht keine Gefahr für Leib und Leben.

Wenn du also bei dir all die Symptome spürst, dass du dich im Notfallmodus befindest, ist es notwendig, dass du dich selbst erst einmal wieder in einen ruhigeren Zustand bringst, bevor du dich anderen, sei es deinen Kindern oder anderen Menschen, zuwendest.

In einem erregten Zustand sagen wir Sätze, die unserem Angriff- oder Fluchtreflex entsprechen wie:

“Du nervst mich gerade total.”

“Nun tu endlich, was ich sage.”

“Wenn du nicht sofort deine Schwester in Ruhe lässt, ist nachher Tablet gestrichen.”

“Ich habe echt keinen Bock mehr auf eure Streiterei.”

“Ich halte das nicht mehr aus.”

“Könnt ihr mich nicht mal in Ruhe lassen?”

Das Sinnvollste, was du machen kannst, wenn du erkennst, dass du im Notfallmodus bist, ist erstmal möglichst wenig zu sagen.

Verbinde dich mit deinem Atem. Atme bewusst und tief ein. Zähle 10 Atemzüge.

Nehme deine Gefühle wahr, aber lasse dich nicht von ihnen kontrollieren.

.

Akzeptiere die Situation.

Du kannst sie nicht mehr ändern.

Was du ändern kannst, ist deine Reaktion darauf, um aus der Stressspirale rauszukommen.

Sehr hilfreich ist es auch, sich in Situationen, die dich stressen, selbst zu umarmen. Ja, wirklich, gebe dir selbst die körperliche Zuwendung, die hilft. denn auch durch Selbstberührung wird Oxytocin ausgeschüttet. Oxytocin ist ein Bindungshormon und der Gegenspieler zum Stresshormon Noradrenalin.

Es hilft dir, dich deinem Kind und dir selbst wieder liebevoller zuwenden zu können.

Erst wenn du dich ausreichend um dich selbst gekümmert hast und deine körperlichen Symptome sich normalisiert haben, wirst du in der Lage sein, dich deinem Kind entspannt zuzuwenden. Erst dann kannst du wieder in eine Verbindung treten.

Ja, ich weiß. Das hört sich alles so easy an, aber wie soll das im Alltag funktionieren?

Und ich stimme dir zu, dass es vor allem zu Beginn nicht einfach ist, sich selbst wieder runter zu regulieren, wenn wir es bisher nicht bewusst getan haben. Das braucht Übung.

Und es wird auch immer mal wieder Situationen geben, in denen wir es nicht schaffen, weil es gerade soviel ist, was auf uns einströmt. Das darf auch sein.

Gehe auf dem Weg in ein entspannteres Leben nicht in die Selbstverurteilung. Das erhöht nicht nur den Stress, es ist auch nicht liebevoll mit dir selbst. Und es ist so wichtig, dass wir mit uns selbst und auch mit unserem Weg liebevoll sind.

Solange wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir es sind, die Situation eskalieren lassen oder entspannen lassen können, übernehmen wir Verantwortung. Wir sind den Ereignissen des Lebens nicht ausgeliefert.

Selbst wenn es nicht so lief wie erhofft, ist das eine wunderbare Chance, um nachzuspüren und daran zu üben.

Hilfreich ist auch, wiederkehrende Situationen wie das morgendliche Losgehen auf den Aspekt hin zu untersuchen, was das Schlimmste ist, was passieren kann. Und ob durch unser Verhalten die Situation verbessert wird.

Viele Situationen haben weitaus weniger dramatische Folgen als uns unser Stammhirn in dem Moment empfinden lässt. Unser logisches analytisches Denken tritt ja in solchen Momenten komplett in den Hintergrund.

Viele unser Reaktionen stammen noch dazu aus einer sehr frühen Zeit unseres Lebens, unserer eigenen Kindheit. Auf die abgespeicherten Verhaltensweisen, die durch Stresssituationen in deiner Kindheit entstanden sind, greift unser Stammhirn in Notfallsituationen zurück. Neue Verhaltensweisen wären in solchen Momenten viel zu energieaufwendig und im Notfall wird alle unnötige Energie eingespart, um genug Energie für Angriff oder Verteidigung zu haben.

Doch die gute Nachricht ist: Wir können uns wieder umprogrammieren. Je häufiger wir uns anders verhalten, desto mehr sind das die neuen Spuren in deinem Gehirn angelegt. Und desto leichter wirst du  entspannter reagieren können.

Dann ist der Weg für mehr Empathie offen.

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/