„Bitte nicht schütteln!“
Wenn du zur Zeit mit der U-Bahn durch Berlin fährst, liest du diese Worte auf den U-Bahn-TV, direkt neben dem Bild eines weinenden Babys.
Ich freue mich, dass so die unglaubliche Verletzlichkeit eines Babys aufgezeigt wird. Leider passiert es immer noch, dass Babys durchs Schütteln schwerstbehindert werden oder gar sterben. Babys brauchen unseren Schutz.
Kurz und prägnant stehen auf dem Bildschirm wichtige Hinweise.
„Suchen Sie sich Hilfe!“, lese ich. Ja, das ist vielleicht das wichtigste. Nicht alleine stehen, nichts alleine durchstehen müssen.
Ich warte auf die konkreten Angebote für verzweifelte Eltern.
Eine Nummer, die die Mütter wählen können, wenn das Baby schreit und schreit und sie weder ein noch aus wissen. Wenn der Kopf nicht mehr klar denken kann und der Körper voller Schmerz ist. Aber auch, wenn ihr Kleinkind seinen eigenen Willen entdeckt und der Tag voller Widerstand ist, ihrem und dem ihres Kindes. Wenn die Sorgen um die Partnerschaft so schwer drücken, dass sie vor Verzweiflung die Kinder anschreit. Eine Nummer, wo nach einem Anruf so wie die Feuerwehr jemand kommt, die erschöpfte Mutter tröstet, ihr zuhört und ihr ein warmes Bad einlässt. Und das Baby in eine Tragehilfe nimmt und die Wäscheberge zusammenlegt. Noch eine Runde den Staubsauger schwingt und anschließend das Baby dem Vater, der inzwischen zu Hause ist, in den Arm liegt.
Notfalleltern: Die Feuerwehr für erschöpfte Mütter
Schnell zaubert die Notfallmutter noch eine warme Mahlzeit für alle. Die Mutter kommt gut gewärmt und entspannt aus dem Badezimmer und setzt sich an den gedeckten Tisch.
Sie verdrückt noch ein paar Tränen, als ihr bewusst wird, dass alles, was sie brauchte, etwas Ruhe und Minuten für sich war. Das Baby ist perfekt. Es ist wunderbar. Auch, wenn es weint.
Die Notfallmutter gibt dem Vater noch ein paar Tipps, wie er in einer solchen Situation seiner Partnerin helfen kann. Was er gegen seine eigene Hilflosigkeit tun kann. Und sie schreibt einige Adressen auf, an die sich die Eltern für weitere Hilfe wenden können.
„Ruft jederzeit die Notfallnummer an, wenn es innerlich brennt.“
Mit diesen Worten verabschiedet sich die Notfallmutter und hinterlässt ein Gefühl von Wärme und Nähe bei der Familie.
Notfallmütter sind eine traumhafte Vorstellung?
Leider gibt es diese Heinzelmännchen und –Weibchen noch nicht als Notfallservice.
So wie Feuerwehr und Polizei, die schnell selbst bei einem Blechschaden von zusammenkrachenden Autos Feuerwehr kommen. Da ist es für die allermeisten Menschen normal, um Hilfe zu rufen, auch wenn nur das Auto eine Delle hat. Die Kosten für den Einsatz brauchen die Autofahrer nicht selbst bezahlen.
Um wie viel notwendiger ist es dagegen, die Dellen in der Seele von Kindern zu verhindern und die Dellen der Eltern zu lindern.
Wahrscheinlich jedoch würde es vielen von uns schwerfallen, in der Not um Hilfe zu rufen.
Der Glaubenssatz „Eine gute Mutter schafft das alleine“ sitzt tief. Dabei sind wir Menschen soziale Wesen von Geburt an. Die Monate nach der Geburt sind für Mutter und Kind eine der verletzlichsten Phasen in ihrem Leben. Sie brauchen unseren Schutz in dieser Zeit.
Ich bin davon überzeugt, dass kein Mensch ein Baby schüttelt, um es zu verletzen. Wahrscheinlich noch nicht mal, um es zu beruhigen, wie manche glauben.
Nein, es ist ein Akt der Verzweifelung, geboren aus Schlafentzug, Überlastung, und Unsicherheit. Aus mangelnden eigenen positiven Bindungserfahrungen. Ein Baby, wenn es weint, triggert alte Kindheitstraumata. Das alles kommt besonders beim ersten Kind hoch und überwältigt in solchen Situationen die Mutter oder den Vater.
Solche Situationen der inneren Not entstehen immer wieder im Laufe der Elternzeit. Nicht nur in den Monaten nach der Geburt.
Babyzeit, Autonomiephase, Schuleintritt, Pubertät, das sind nur einige der Zeiten, die die Eltern vor Herausforderungen stellen. Gleichzeitig gibt es Ereignisse in ihrem eigenen Leben wie Krisen in der Partnerschaft, Todesfälle oder auch einen Jobverlust, die ihr Innerstes durchrütteln können.
Ich selbst kenne solche Zeiten und war unglaublich froh, in solch einer Zeit Menschen an meiner Seite gehabt zu haben, die mich unterstützt haben.
(Weiterlesen BLOGPARADE: ALS FAMILIE DURCH EINE KRISE KOMMEN)
Vom Überlebensmodus in die Handlungsfähigkeit
In starken Stresssituationen schaltet unser Gehirn in den Überlebensmodus. Üblicherweise hat es dafür drei Möglichkeiten zu reagieren, die aus der Tiefe unseres Reptiliengehirns kommen:
Angriff
Flucht
tot stellen.
Um in starken Stresssituationen anders reagieren zu können, braucht es Vorbereitung auf solche Situationen – denn die kommen mit Sicherheit – und auch Training.
Langfristig ist es wichtig, eigene Traumata zu heilen, damit unser Spektrum zu reagieren nicht von alten Verhaltensmustern geprägt ist. Diese Verhaltensmuster hatten zu einem frühen Zeitpunkt unseres Seins ihren Sinn. Jetzt braucht es bewusste Arbeit, sie wieder loszulassen. Alte Traumata zu heilen braucht Zeit. Nimm dir immer wieder diese Zeit.
Suche dir deine Notfallmutter!
Was kannst du heute bereits als Vorbereitung für solche Situationen tun, in denen dir fast der Schädel platzt und du nur noch schreien willst?
In einem nächsten Artikel werde ich darauf ausführlicher eingehen, um dir dafür Werkzeug zu bieten. Ein paar wichtige Punkte schreibe ich jetzt bereits auf.
Setz dich hin und schreibe dir auf, welche Möglichkeiten du hast, zum Beispiel:
- Den Raum zu verlassen.
- Einer anderen anwesenden Person die Verantwortung zu übertragen.
- Dich auf deinen Atem zu konzentrieren.
- Rückwarts von 10 runter zu zählen, um den Autopiloten zu stoppen, solange, bis du ruhiger geworden bist.
- Eine Vertrauensperson anrufen und um Hilfe zu bitten,Eine Notfallnummer anrufen wie das Elterntelefon. (Weiterlesen: Ressourcenliste für Familien in der Krise)
- Schreibe dir die Nummern an, die du dann anrufen willst. Hefte sie an einen Platz, wo du sie gut erreichen kannst.
- Spreche mit anderen Menschen darüber, wenn es dir nicht gut geht.
- Frage andere Menschen deines Vertrauens, ob sie dir helfen können, wenn du einmal dringend Hilfe brauchst.
Du wirst staunen, wie viel Menschen dazu bereit sein werden. Denn in unserem Wesen sind wir Menschen sozial und gerne bereit zu helfen. Nur haben wir es in unserer Gesellschaft verlernt, um Hilfe zu fragen. Viele Menschen sind bereit, Notfalleltern zu sein.
„Kannst du mir helfen? Ich kann gerade nicht mehr und bin erschöpft.“
Schon allein das Reden darüber hilft. Den meisten von uns fällt es unglaublich schwer, solche Sätze zu sagen. Gedanken, die dich davon abhalten könnten zum Beispiel solche sein:
Was könnte die anderen denken? Halten sie mich für eine unfähige Mutter? Nimmt mir vielleicht jemand die Kinder weg, wenn ich um Hilfe frage?
Wenn du es schaffst, das Kopfkino zu stoppen und in die Aktion zu kommen, ist der erste Schritt zur Entspannung getan.
.Sei selber Notfallmutter
Zugleich kannst du auch anderen Eltern anbieten, in einer schwierigen Situationen für sie da zu sein, sei es, um ihr Herz bei dir auszuschütten oder auch für tatkräftige Hilfe. Denn jeder von uns ist mal Gebender und mal Nehmender. Das ist die Essenz vom sozialen Miteinander.
Die Kinder, insbesondere die Babys, werfen uns auf das zurück, was wir von Grund auf sind: Soziale Wesen.
Viele Stresssituationen von Eltern entstehen aufgrund der tiefen Prägung und des dissozialen Lebens in unserer Gesellschaft. Gleichzeitig haben wir es auch selbst in der Hand, etwas daran zu ändern. Jeder Schritt in diese Richtung wird dein Familienleben entspannter und glücklicher machen.
Hier sind noch Telefonnummern die du jederzeit anrufen kannst, wenn’s brennt.
Telefonseelsorge 0800/111 0 222 0800/111 0 111
Krisentelefon : Nummer gegen Kummer 0800/111 0 333
Hilfetelefon für Schwangere in Not :0800/40 40 020
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Schluss mit dem Mama-Stress!
😒Bist du ständig gereizt und angespannt?
😒Bringt dich bereits eine Kleinigkeit auf die Palme?
😒Wünschst du dir am Morgen schon den Abend herbei?
Wenn du das kennst, dann bist du damit nicht allein. So geht es vielen Müttern. Der tägliche Stress vermiest ihnen den Alltag.
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Schluss mit Mama-Stress