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Ruhige Nächte mit einem Kleinkind

Nachts abstillen – neun hilfreiche Tipps

Liebevoll begleitete nächtliche Stillreduzierung

Ein Kind auch über das Babyalter hinaus zu stillen ist etwas Wunderbares. Darüber habe ich in dem Artikel „Fünf eher unbekannte Pluspunkte vom langen Stillen“ geschrieben. Doch etwas nimmt vielen Müttern die Lust auf eine längere Stillzeit – die Nächte. Manches Kleinkind wird 5, 6 oder 7 mal nachts wach und möchte an der Brust trinken, während die Mutter sich ruhigere Nächte wünscht. Deswegen stillen viele Mütter gleich ganz ab, in der Hoffnung auf mehr Schlaf.

Ein Weg zu stillfreien Nächten

Doch es geht auch anders. Es gibt einen Weg zu stillfreien Nächten, während am Tag weitergestillt wird. Ich habe 4 Kinder, die ich mehrere Jahre gestillt habe, das Jüngste wird aktuell noch gestillt, doch die Nächte habe ich ab einem bestimmten Alter stillfrei gehalten.

Erstmal vorweg: Nachts abzustillen bedeutet nicht sicher, dass dein Kind dann durchschläft. Es kann durchaus sein, dass die Nächte nun deutlich ruhiger werden, muss aber nicht. Kinder werden aus den verschiedensten Gründen nachts wach, nicht nur, weil sie gestillt werden wollen. Gerade Einjährige haben einen lebhaften Schlaf. Es geschieht soviel in ihrem Leben, was sie zu verarbeiten haben, besonders tun sie das nachts. Deswegen brauchen sie immer wieder die Sicherheit, dass die Eltern in der Nähe sind. Das ist auch bei nichtgestillten Kindern so. Bis Kinder dauerhaft und regelmäßig durchschlafen, vergehen oft mehrere Jahre. In der Menschheitsgeschichte waren nun mal die Kinder im Vorteil, die sich nachts oft vergewisserten, dass ihre schützenden Eltern körperlich anwesend waren.

Es ist allein eure Entscheidung

Nachts abzustillen ab einem bestimmten Alter ist auch kein Muss, sondern eine Option, wenn das nächtliche Stillen belastend geworden ist. Wer damit keine Probleme hat, kann auch noch jahrelang nachts stillen. Irgendwann stillt sich jedes Kind von alleine ab. Es gibt keinen Grund, irgendetwas zu ändern, solange es für beide, Mutter und Kind, okay ist, egal, was andere erzählen. Es gibt Mütter, die ihre Kinder auch nachts jahrelang weitergestillt haben. Auch diese Stillgeschichte löst sich durch die Entwicklung zur Selbstständigkeit. Da Stillen über das erste Lebensjahr hinaus in unserer Gesellschaft nicht die Regel ist, können wir selten auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen. Doch in vielen anderen Kulturen ist langjähriges Stillen nach wie vor üblich.

Mein Weg zu stillfreien Nächten

Ich erzähle mal, wie es bei mir mit meinen Kindern lief: Mein ältester Sohn war ein eher unruhiger Schläfer, der von Geburt an nie länger als maximal 4 Stunden geschlafen hatte. Er schlief mit uns im Familienbett. Nach dem ersten Geburtstag wurden die Schlafzyklen noch kürzer. Wenn er aufwachte, stillte ich ihn, damit er wieder einschlief, was für den Moment auch klappte. Doch schon nach 1-2 Stunden wachte er wieder auf und ich beruhigte ihn wieder durch die Brust. Während er dann für eine Weile schlief, fiel es mir sehr schwer, wieder in den Schlaf zu kommen, obwohl er ja direkt neben mir lag. Irgendwann zwischen der Babyzeit und der Kleinkindzeit hatte ich die Fähigkeit verloren, beim Stillen weiterzuschlafen. Ich fühlte mich tagsüber wie gerädert, war gereizt und erschöpft. Das war weder für mein Kind, meinen Partner noch für mich gut.

Die ersten stillfreien Nächte

Mein Sohn war ca. 18 Monate, da beschloss ich, ihn nachts nicht mehr zu stillen. Dadurch, so hoffte ich, würden die Nächte ruhiger werden. Ich wollte ihm weiterhin alle Nähe geben, die er brauchte, aber eben ohne Brust. Nach dem Einschlafstillen plante ich eine siebenstündige Stillpause. Das war damals für mich schon sehr lang.

Vor der ersten stillfreien Nacht sagte ich meinem Sohn, dass ich in der Nacht ihn nicht stillen würde, weil die Brust eine Pause braucht. Morgens, wenn die Sonne aufgeht, könne er dann wieder trinken. Er schaute mich aufmerksam an, dockte an und schlief selig an der Brust ein. Wie üblich erwachte er nach 2 Stunden. Als ich ihn streichelte, protestierte er und wollte wie immer die Brust. Ich nahm ihn  in den Arm, strich über seinen Rücken,  blieb aber mit ihm im Bett. Er weinte fürchterlich und ich tröstete ihn so gut es ging. Ich bot ihm Wasser zum Trinken an, aber das wollte er nicht. Die erste Nacht war sehr unruhig und für keinen von uns leicht.

In der zweiten Nacht lief es besser. Er weinte wieder, als er beim Aufwachen nicht die Brust erhielt. Aber er regte sich nicht mehr so auf wie in der Nacht zuvor und schlief nach einer Weile ein.

In der dritten Nacht weinte er nur noch kurz, wenn er aufwachte und ließ sich recht leicht durch Kuscheln in den Schlaf wiegen.

In der vierten Nacht schlief er durch. Das erste Mal seit seiner Geburt. Ich war selbst völlig überrascht davon.

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Klarheit hilft

Im Nachhinein wurde mir klar, dass wir ein Schlaf- und Beruhigungsmuster entwickelt hatten, dass uns beiden nicht mehr gut tat. Mein sensibler kleiner Sohn spürte wahrscheinlich schon länger meine Unlust beim nächtlichen Stillen, konnte das aber nicht in seine Gefühlswelt einordnen. Dadurch konnte er sich nicht wirklich beim Stillen entspannen, weil der verbindende Kontakt beim gewollten Stillen fehlte. Indem ich klar wurde, konnte er sich auch wieder entspannen und ruhiger schlafen.

Wir hatten danach noch ein Jahr eine gemeinsame wunderschöne Stillzeit, bis er sich im Alter von 2 1/2 Jahren selbst abstillte.

Mein zweites Kind, eine Tochter, schlief schon wenige Wochen nach der Geburt nachts fast 7 Stunden am Stück, trotz Stillen und Familienbett. So blieb es auch während der ersten Monate, aber im 2. Lebenshalbjahr wurden die Nächte etwas unruhiger. Auch bei meinen späteren Kindern habe ich festgestellt, dass die Nächte häufig mit 7 oder 8 Monaten wieder unruhiger werden, auch wenn das Baby vorher schon viele Stunden am Stück geschlafen hat. In der Zeit werden die meisten Babys mobil, was sie manchmal sogar im Schlaf üben lässt. Sie brauchen in der Zeit oft die Rückversicherung der Mutter und melden sich dafür. Mein zweites Kind stillte in der Zeit auch nachts wieder häufiger, aber nicht so oft wie meinen ersten Sohn. Manchmal strich ich ihr auch nur beruhigend über den Rücken oder legte meine Hand auf ihren Kopf und meine kleine Tochter schlief weiter. So blieb das nächtliche Stillen für uns beide länger angenehm, da es nicht die einzige Beruhigungsmethode war.

Gegen Ende des 20. Lebensmonats merkte ich bei mir aber einen immer stärkeren Unwillen nachts zu stillen und wollte auch bei ihr das nächtlichen Stillen reduzieren.

Ich wollte es ähnlich wie bei meinem Sohn machen, sagte es ihr, dass ich nachts nicht mehr stillen möchte, weil ich und meine Brüste nachts eine Pause brauchen, aber ich auf jeden Fall für sie  weiterhin da bin.

Doch es lief ganz anders. Ihr Protest blieb und so ruderte ich ein Stück zurück. Ich merkte, dass ihr der Totalentzug nachts nicht gut tat. Also reduzierte ich die nächtliche Stilldauer- und Häufigkeit sukzessive. Nach 2 Wochen stillte ich nur noch einmal nachts und mit ca. 23 Monaten waren auch unsere Nächte stillfrei. Mein begeistertes Stillkind trank danach noch fast 2 Jahre weiter ihren Lieblingsdrink.

Bei meinem dritten und vierten Kind dehnte ich die stillfreien Zeiten nachts allmählich aus, so dass wir so ca ab 22 Monaten stillfreie Nächte hatten. Es hat meinen Kindern geholfen, wenn sie genau wussten, ab wann es wieder Brust gibt, z.B. „wenn die Sonne aufgeht“ oder „wenn der Wecker klingelt“. Darauf konnten sie sich verlassen und sie konnten sich dadurch entspannen. Die nächtliche Stillreduzierung verlief unkomplizierter als bei meinem ersten Kindern, vor allem wahrscheinlich, weil ich selbst innerlich sehr ruhig dabei blieb.

Waren sie krank oder gab es sonstige belastende Faktoren, hatten wir auch mal wieder Stillnächte dazwischen. Ein Hustenanfall löst sich nun mal wunderbar durch Stillen auf. Es war trotzdem relativ unkompliziert, dann wieder zu den stillfreien Nächten zurückzukehren.

Meine Tipps für eine möglichst entspannte nächtliche Stillreduzierung:

  1. Überlege Dir, ob du das selber wirklich willst. Lass Dich von niemanden, weder Schwiegermutter noch Partner oder Freunde zu etwas drängen, was nicht Dir und deinem Baby entspricht. Da es durchaus eine emotionale Herausforderung ist, besonders beim ersten Kind, ist es wichtig, dass Du mit deiner Entscheidung im Reinen bist.
  2. Nimm Dir genügend Zeit dafür. Es kann sein, dass es nur ein paar Tage dauert, bis ihr ein neues Schlafmuster entwickelt, kann aber auch sein, dass sich das über viele Wochen hinzieht. Bleibe dabei immer in Verbindung mit deinem Kind. Wenn es damit große Schwierigkeiten hat, verschiebt ihr es noch mal. Vielleicht braucht es noch mehr Zeit.
  3. Warte ab, bis dein Baby alt genug ist. Ich habe bei meinen Kindern erst ab ca. 18 Monaten mit der Stillreduzierung begonnen. Das muss aber kein Maßstab sein. Für uns fühlte es sich aber so richtig an. Dr. Gordon empfiehlt in seinem Ratgeber, nicht vor dem ersten Geburtstag mit der nächtlichen Stillreduzierung zu beginnen.
  4. Verreise nicht, um die Stillnächte zu beenden. Manche Mütter versuchen so den Konflikt aus dem Weg zu gehen, indem sie ein paar Tage wegfahren. Dein Kind hat aber so nicht nur den plötzlichen Verlust der Mutter zu verarbeiten, sondern muss damit klarkommen, dass nach der Abwesenheit etwas Geliebtes wegfällt. Das kann ein Kind sehr verunsichern und zukünftige Abschiede erschweren. Außerdem bedeutet Verreisen nicht, dass ein Kind dann nachts keine Brust mehr will. Wie soll das Kind es verstehen, das es jetzt plötzlich nicht mehr an die Brust soll? Manche Kinder haben keine Probleme, sich selbst wieder nach 5 Tagen Abwesenheit der Mutter wieder an das Stillen zu erinnern. Und so stehst du wieder so da wie vor deiner Abreise. Löse die Stillreduzierung in Beziehung mit deinem Kind und nicht ohne es.
  5. Kinder sind unterschiedlich und auch der Weg, das Stillen zu reduzieren kann von Kind zu Kind unterschiedlich verlaufen. Ein Kinderarzt, Dr. Gordon, hat ein System beschrieben, wie eine Frau nachts sanft abstillen kann. Vielleicht hilft es Dir. Ich selber bin weniger nach einem bestimmten System vorgegangen, sondern habe in Beziehung zu meinem Kind das nächtliche Abstillen gestaltet. Und das war je nach Kind etwas anders, sowohl vom Lebensalter als auch der Länge des Prozesses.
  6. Manche Ratgeber empfehlen, das Einschlafen vom Stillen abzukoppeln. Das bedeutet, dein Kind also nicht an der Brust einschlafen zu lassen, sondern das Stillen vorher zu beenden. So soll das Kind lernen, auch ohne Stillen einzuschlafen. Ich habe das nicht so gemacht, jedenfalls nicht als Lernprinzip. Manche meiner Kinder sind beim Stillen so leicht eingeschlafen, dass es mir widersinnig erschien, sie da rauszuholen. Manchmal beendete ich das abendliche Stillen, weil es für mich in dem Moment zu lang wurde und mein Kind schlief beim Kuscheln ein. Ich bin immer nach dem gegangen, was sich für uns richtig anfühlte. Mit meinen Kindern wurden auch mit Einschlafstillen die Nächte ruhiger im Laufe der Zeit.
  7. Habe möglichst keine anderen vorab bekannten Belastungen wie Kita-Eingewöhnung, Umzug oder ähnliches in der Zeit. Suche Dir eine Zeit, in der du dich psychisch ausgeglichen fühlst. Falls Du wieder anfängst zu arbeiten, lasse genügend Zeit zwischen deinem Einstieg und der Stillreduzierung. Dein Kind wird Dich wahrscheinlich in der Zeit vermehrt brauchen, denn nicht nur für Dich, sonders auch besonders für dein Kind ist das ein großer Einschnitt.
  8. Wenn dein Kind weint, weil es traurig ist, dann lasse seine Traurigkeit zu. Es hat ein gutes Recht darauf traurig zu sein. Es ist sein Schmerz und der darf auch sein. Das wird nicht einfach auszuhalten sein. Vielleicht fühlst du dich schlecht deshalb, vielleicht wirst du aber auch wütend auf dein Kind sein und möchtest, dass es nicht mehr fordert. Aber es ist sein Weg, mit dem Verlust umzugehen. Halte es bei dir, lass dein Kind dich spüren. Wenn du angespannt bist, denke daran, ruhig in den Bauch zu atmen und langsam auszuatmen. Das hört sich so selbstverständlich an, aber in Stresssituationen verkrampft sich oft die Atmung. Indem wir unseren Atem beruhigen, beruhigen wir uns selbst. An einer ruhigen Mutter kann sich auch ein aufgewühltes Kind beruhigen.
  9. Nehme Dir tagsüber Zeit für dein Kind zum Kuscheln und auch Stillen und rechne damit, dass es anhänglicher sein wird, auch wenn es sonst schon viel Zeit mit dem Papa oder der Oma verbracht hat.

Wie geht es Dir mit dem nächtlichen Stillen. Wann entstand bei Dir der Wunsch nach stillfreien Nächten? Wie lange hast Du tagsüber noch weitergestillt? Ich freue mich, wenn Du deine Erfahrungen mit uns teilst.

Buchtipp zum Thema:

Wir stillen noch Über das Leben mit gestillten Kleinkindern Norma Jane Bumgarner La Leche Liga Verlag

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/