Kennst du diesen Moment, wenn dein Kind nicht hört, ja wie taub zu sein scheint?
Du stehst in der Küche, das Abendessen köchelt, du rufst dein Kind – zum dritten Mal. „Wasch dir bitte die Hände“ … Stille. Oder vielleicht sogar das genaue Gegenteil: Dein Kind dreht sich weg, hält sich demonstrativ die Ohren zu oder rennt davon.
Du atmest tief durch – oder eben auch nicht mehr so tief – und denkst: Warum hört es einfach nicht auf mich? Ich hab das doch schon tausend Mal gesagt! Vielleicht spürst du die Wut in dir hochsteigen. Die Frustration. Die Hilflosigkeit. Und der Gedanke: Will es mich etwa provozieren?
Die gute Nachricht vorweg: Nein, dein Kind möchte dich nicht ärgern. Es will dich nicht bewusst in den Wahnsinn treiben. Aber warum hört es dann nicht?
Lass uns gemeinsam die häufigsten Gründe anschauen, warum Kinder manchmal einfach nicht zuhören können. Und noch wichtiger: Was du tun kannst, um wieder in Verbindung zu kommen – ohne Kampf, ohne Schreien, ohne Druck.
Die 8 Gründe, weswegen dein Kind nicht auf dich hören kann:
1. Der Entwicklungsstand deines Kindes
Viele Eltern – und ich zähle mich da früher selbst dazu – überschätzen, was ihr Kind in einem bestimmten Alter schon leisten kann. Vor allem sprachlich. Wir erklären, reden, appellieren, wiederholen … in der Hoffnung, dass unser Kind es doch endlich versteht.
Aber: Ein zwei- oder dreijähriges Kind kann komplexe Sätze und mehrstufige Anweisungen oft schlichtweg noch nicht verarbeiten. Sein Gehirn ist gerade erst dabei, Sprache, Sinnzusammenhänge und Reize zu sortieren. Wenn du also viel und lange redest, macht dein Kind innerlich einfach zu. Es ist überfordert. Punkt.
Was hilft?
Sprich klar, einfach, in kurzen Sätzen. Lieber wenige Worte, die dein Kind wirklich verstehen kann, als eine lange Erklärung, die an ihm vorbeirauscht. Und frag dich: Ist mein Kind überhaupt in der Lage, das zu verstehen, was ich gerade von ihm will?
2. Das Bedürfnis nach Autonomie
Kinder wollen selbstwirksam sein. Schon ab dem zweiten Lebensjahr erwacht das Autonomiebedürfnis mit voller Kraft. Wenn dein Kind im Alltag wenig Gelegenheiten bekommt, Dinge selbst zu entscheiden oder mitzubestimmen, dann muss es sich irgendwo Luft verschaffen.
Und das passiert oft genau dann, wenn wir möchten, dass es uns zuhört. Die Verweigerung wird zur Möglichkeit, sich selbst zu behaupten.
Was hilft?
Schenke deinem Kind echte Wahlmöglichkeiten: „Willst du zuerst die Schuhe oder die Jacke anziehen?“
Schaffe Freiräume, in denen es selbst Entscheidungen treffen darf – auch kleine wie das Brot mit oder ohne Rinde. So fühlt es sich gehört und ernst genommen – und kooperiert viel eher, wenn es drauf ankommt.
3. Fehlende Verbindung
Vielleicht denkst du: Aber ich bin doch den ganzen Tag für mein Kind da!
Und trotzdem kann es sein, dass die Verbindung im Moment nicht stark genug ist. Besonders nach einem Kita-Tag oder wenn dein Kind lange von dir getrennt war, ist der „Bindungstank“ leer.
Kinder kooperieren aus Beziehung – nicht aus Pflichtgefühl. Wenn die emotionale Verbindung fehlt, fehlt auch die Grundlage fürs Zuhören.
Was hilft?
Nimm dir bewusst ein paar Minuten Zeit für Nähe – ganz ohne Agenda. Ein Kuss, eine Umarmung, ein kurzer gemeinsamer Moment auf Augenhöhe. Das kann Wunder wirken. Und nein, es muss keine halbe Stunde sein. Qualität schlägt hier Quantität.
4. Unklare Botschaften
Manchmal wollen wir freundlich sein – und werden dabei unklar. Sätze wie: „Hier müsste mal wieder der Müll runtergebracht werden“, sind für Kinder keine Aufforderung. Sie hören: Aha, Mama denkt das halt. Hat nix mit mir zu tun.
Was hilft?
Sag klar und direkt, was du willst: „Bitte bring jetzt den Müll runter.“ Kinder brauchen deutliche Signale, nicht verklausulierte Höflichkeitsfloskeln. Und: Eine Bitte ist keine Bitte, wenn ein Nein nicht okay wäre.
5. Zeitmangel – deiner, nicht ihrer
Wir Erwachsenen ticken in Zeit. Termine, To-do-Listen, Pläne. Kinder dagegen leben jetzt. Zeit existiert für sie kaum – zumindest nicht so, wie wir sie verstehen.
Wenn du also sagst: „In zehn Minuten gehen wir los“, bedeutet das für ein vierjähriges Kind … nichts. Kein Bild, kein Gefühl, keine Dringlichkeit.
Was hilft?
Begleite dein Kind konkret. Geh zu ihm, schau es an, sei auf Augenhöhe. Sag nicht, was bald passieren soll – sondern was jetzt dran ist: „Bitte zieh jetzt deine Schuhe an.“ Und bleib dabei – körperlich wie emotional.
6. Eigene starke Bedürfnisse
Du willst, dass dein Kind mit zum Einkaufen kommt – aber es spielt gerade versunken mit seinen Bauklötzen. Oder es hat Hunger. Oder ist müde. Dann kann es dir nicht zuhören – weil ein anderes Bedürfnis im Moment dringlicher ist.
Was hilft?
Sprich es an: „Ich sehe, du bist gerade tief ins Spiel vertieft. Möchtest du die Burg noch zu Ende bauen und dann losgehen?“
Oder: „Bist du vielleicht hungrig? Wollen wir vorher noch eine Banane essen?“
Wenn du das Bedürfnis deines Kindes ernst nimmst, wird es sich auch viel eher öffnen für deins.
7. Starke Gefühle blockieren das Zuhören
Wenn dein Kind gerade traurig, wütend, frustriert oder aufgeregt ist, kann es keine Anweisungen aufnehmen. Das Gehirn ist im Gefühl – nicht im Denken. Und das gilt übrigens auch für uns Erwachsene: Wer in Rage ist, kann nicht logisch diskutieren.
Was hilft?
Gib deinem Kind erst Raum für seine Gefühle. Sag: „Ich sehe, du bist richtig wütend. Komm, ich bin bei dir.“
Erst wenn dein Kind sich reguliert hat, ist es überhaupt bereit, wieder zuzuhören.
8. Überreizung, Überforderung und Überkooperation
Viele Kinder haben heute einen durchgetakteten Alltag: Kita, Termine, viele Reize, wenig Pausen. Das macht etwas mit ihnen. Sie geben ihr Bestes – und irgendwann ist einfach Schluss.
Wenn dein Kind schon den ganzen Tag kooperiert hat, dann kommt irgendwann der Punkt, wo nichts mehr geht.
Was hilft?
Plane Puffer ein. Gönnt euch Leerlauf. Und beobachte dein Kind: Hat es gerade überhaupt Energie zum Zuhören und Kooperieren? Oder braucht es erstmal Rückzug, Kuscheln, ein bisschen Zeit nur für sich?
Fazit: Dein Kind will (eigentlich) kooperieren – es braucht nur die richtigen Bedingungen
Zuhören ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein Ergebnis von Entwicklung, Verbindung, Klarheit und innerer Bereitschaft. Und all das braucht Begleitung – liebevoll, geduldig, präsent.
Wenn dein Kind gerade nicht hört, dann frag dich:
-
Ist es altersgerecht, was ich gerade erwarte?
-
Hat mein Kind gerade Raum für Autonomie?
-
Wie steht es um unsere Verbindung?
-
Bin ich klar in meiner Sprache?
-
Wie geht es meinem Kind gerade jetzt – emotional, körperlich, innerlich?
Und vor allem: Sei sanft mit dir. Auch du bist in einem Lernprozess. Niemand hat uns beigebracht, wie man Eltern bindungsstark und achtsam ist. Du lernst. Du wächst. Jeden Tag ein bisschen.
Neugierig geworden?
Wenn du tiefer einsteigen willst, empfehle ich dir meinen Kurs: „7 Gründe, warum Kinder nicht kooperieren – und wie du es ändern kannst“
Dort erfährst du nicht nur noch mehr über die Hintergründe, sondern bekommst ganz konkrete Werkzeuge, wie du im Alltag gelassener, klarer und verbindender mit deinem Kind kommunizieren kannst.
👉 Hier geht’s zum Kurs – für mehr Frieden, Verständnis und Kooperation im Familienalltag.
Ich freue mich auf dich!
Möchtest du gerne tiefer eintauchen?
Schau dir gerne die Elternkurse von Feeling Family an. Sie sind so konzipiert, dass sie dich bestmöglich und einfach unterstützen mit Hintergrundwissen, umsetzbaren Strategien und Tipp, die wirklich helfen.
Bei deiner ersten Buchung erhältst du 25 % Rabatt auf einen Kurs mit dem Rabattcode Familienfrieden.
Gebe den Rabattcode im Bestellformular bei der Buchung ein und der Preis reduziert sich entsprechend.
👉 Hier geht es zum Feeling Family Shop
Viel Freude beim Stöbern.
Deine Dagmar Gericke
von der Feeling Family