Wahrscheinlich bist du eine Mutter, denn ein Vater hätte jetzt eher gedacht: “Warum soll ich denn die Bedürfnisse aller vereinen? Da können die sich doch auch selbst drum kümmern.”
Und jetzt sei bitte ganz tapfer!
„Meine Definition von Hölle ist, Kinder zu haben und zu glauben, es gibt so etwas wie eine perfekte Mutter.“
Ja, ich weiß. Mütter (Väter nicht ganz sooft) wollen das gerne übernehmen.
Sie schauen fast Tag und Nacht nach den Bedürfnissen anderer, bis sie selbst fast umfallen. Ich bin ja selbst Mutter. Das Thema ist mir nicht unbekannt.
Und jetzt soll bitte dafür eine Lösung her, damit es allen in der Familie gut geht und mir als Mutter dabei auch.
(Und es ist ja auch nicht so, dass die Bedürfnisse aller Familienmitglieder egal sind. Bedürfnisse sind wichtig, ganz klar und auch der Blick auf die Bedürfnisse der anderen. Bei den Bedürfnissen geht es noch um so viel mehr.)
Ich möchte einen Weg aufzeigen, wie es dir besser gehen kann und wie du mehr das tust, was du wirklich tun willst. Und das wiederum hat eine Ausstrahlung auf das Wohlbefinden deiner ganzen Familie.
Wie war das damals, bevor du Mutter wurdest?
Du hast gearbeitet, vielleicht hast du auch studiert. Wahrscheinlich war dein Tag gut gefüllt so wie bei den meisten Menschen heute.
Dein Leben als Bücherregal.
Da ist das Buch Job im Regal, außerdem Freunde treffen, ins Kino gehen, einkaufen, Yoga machen, Wäsche waschen, mit dem Partner Zeit verbringen, Erholung, Reisen, Weiterbildung und so einiges mehr, was zu deinem Vorkindleben gehört.
Nun bekommst du ein Kind.
Damit kommen jede neue Bücher in das Regal: Stillen, Wickeln, Spielen, Arztbesuche, Treffen mit anderen Eltern. Einige der vorhandenen Bücher sind außerdem deutlich schwerer und dicker geworden wie das Haushaltsbuch.
Gleichzeitig hast du mit der Geburt einige Bücher rausgenommen: Job, ins Kino gehen, vielleicht auch Freunde treffen und Weiterbildung.
Noch passt dadurch alles in dein Regal.
Wenn das Baby älter wird, kommt meistens das Buch Job oder Studium wieder hinzu. Das ist ein dickes Buch und weil es so groß ist, packst du es einfach oben rauf.
Zwar kannst du nach einer Weile das Buch Stillen und Wickeln herausnehmen, doch treten an dessen Stelle Kinderturnen und Spielplatzbesuche. Elternabende.
Das Buch Haushalt behältst du meistens komplett. Manchmal schaust du neidisch zum Regal deines Partners, wo das Buch Haushalt vielleicht nur dünn ist.
Denn das ist, was bei den meisten Müttern passiert ist.
Schaue dir jedes einzelne Buch an und frage dich:
Du entrümpelst also dein Bücherregal und schaffst so Platz.
Oder: Ich bügele all deine Hemden.
Oder: Ich übernehme alle Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen der Kindern.
Oder: Ich übernehme den Großteil der Hausarbeit.
Welche Angst könnte dahinter stecken, dass ich das Buch nicht rausnehmen will?
Welche vorgestellten Erwartungen der anderen glaube ich damit zu erfüllen. Warum will ich diese Erwartungen erfüllen?
Die Mutter, die alles wuppt? Die Frau, die nicht klar zu ihrem Partner sein kann. Will ich auf keinen Fall als egoistisch angesehen werden?
Ein Buch rauszunehmen erfordert oft Mut.
Stell dir jetzt einfach mal vor, du machst so weiter. Immer weiter. Dieses Jahr, nächstes Jahr, übernächstes Jahr…
Und alles bleibt so wie es ist.
Wenn der Gedanke für dich völlig in Ordnung ist und keine unangenehmen Gefühle auslöst, dann kannst du alles so belassen, wie es ist.
In einem ungeliebten Job zu bleiben bedeutet auch, einen Job zu haben und sich keine Sorgen um die Finanzen zu machen.
Ja zu sagen auch wenn du ein Nein meinst, bedeutet auch, keine Ablehnung in Kauf zu nehmen.
Schau dir die Ängste an, die du hast, wenn sich etwas verändert. Das ist normal und gehört dazu, dieses Unwohlsein. Das ist, weil wir die wohlbekannte Komfortzone verlassen.
Aber nur so kann Raum für Neues entstehen.
Und wenn jetzt dein Traum ist, „mit meinen Kindern glücklich und entspannt leben“, dann schaue genau, welche Bücher du dafür rausnehmen müsstest.
So vieles was Menschen täglich tun, ist nicht das, was ihrem Leben wirklich dient. Es sind teils unglücklich gewählte Strategien, um sich Bedürfnisse zu erfüllen.
Wenn du jetzt also aus der Überschrift „Wie du die Bedürfnisse aller vereinst und dabei glücklich und zufrieden bist!“ den ersten Teil raus nimmst und dich auf den zweiten Teil konzentrierst, wirst du staunen, wie sehr das auch auf die Menschen in deiner Familie ausstrahlt.
Denn weder deine Kinder noch dein Partner haben etwas von dir, wenn du ständig am Limit lebst.
( Siehe auch Schreien ist nur das Symptom)
Um dahinzukommen, dass es uns gut geht, braucht es, zu schauen, was uns gut tut.
Das ist dann das, wobei du deine Kinder unterstützen kannst. Du kannst sie fragen, was ihnen gut tut.
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