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Die 7 Grundannahmen der Gewaltfreien Kommunikation – und warum sie dein Familienleben verändern können

Wenn du diese 7 Grundannahmen der Gewaltfreien Kommunikation in deinen Alltag mit einbeziehst, wird das deinen Allzag mit deinen Kindern positiv beeinflussen.

 
Vielleicht kennst du das: Du erklärst deinem Kind zum wiederholten Mal, warum es wichtig ist, die Spielsachen wegzuräumen. Du sprichst ruhig, geduldig – und trotzdem passiert… nichts. Die Sachen bleiben liegen. Und du wirst langsam wütend. Wieder dieser Konflikt. Wieder dieses Gefühl, nicht gehört zu werden.
 
In genau solchen Situationen kann dir die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) eine neue Perspektive schenken – und vor allem: neue Handlungswege. Heute möchte ich dir die sieben Grundannahmen der GFK vorstellen, die nicht nur meine Arbeit als Elterncoach und Kommunikationstrainerin prägen, sondern auch mein eigenes Leben als Mutter von vier Kindern tief verändert haben.
 
Jede einzelne dieser Grundannahmen der Gewaltfreien Kommunikation hat das Potenzial, auch in deinem Familienalltag echte Veränderungen zu bewirken – weg von Machtkämpfen, hin zu Verbindung, Verständnis und Kooperation.
(Möchtest du den Artikel lieber als Video? Dann schaue hier.)

1. Grundannahme der Gewaltfreien Kommunikation: Menschen – auch Kinder – tragen gerne zum Wohlergehen anderer bei, wenn sie es freiwillig tun können

 
Diese erste Annahme stellt vieles auf den Kopf, was wir oft unbewusst über Kinder denken. Denn: Wenn dein Kind nicht tut, was du möchtest, dann liegt das nicht daran, dass es dich ärgern will. Vielleicht erlebt es gerade inneren Druck. Vielleicht hat es ein starkes eigenes Bedürfnis, das es ihm unmöglich macht, zu kooperieren.
 
Beispiel: Du willst, dass dein Kind den Tisch deckt. Es schreit: „Neeein!“ Vielleicht hat es gerade das Bedürfnis nach Autonomie. Oder nach Spiel. Oder nach Ruhe. Die GFK lädt dich ein, genau hinzuschauen: Was hindert mein Kind gerade daran, mitzumachen?
 
Denn Kooperation ist für Kinder grundsätzlich kein Problem – wenn sie das Gefühl haben, dass sie dabei frei entscheiden dürfen und ihr eigenes Bedürfnis gehört wird.

2. Grundannahme der Gewaltfreien Kommunikation: Alle Menschen und Lebewesen handeln aus Bedürfnissen heraus – und diese sind immer positiv

Das ist eine der wertvollsten Perspektiven der GFK: Bedürfnisse sind nie „falsch“, „egoistisch“ oder „übertrieben“. Sie sind einfach da. Und sie sind wichtig.
 
Zu den universellen Bedürfnissen gehören z. B.:
  • Nähe und Verbindung
  • Autonomie und Selbstbestimmung
  • Sicherheit
  • Ruhe
  • Spiel, Freude, Humor
  • Zugehörigkeit
Wenn dein Kind etwas tut (oder nicht tut), steckt immer ein Bedürfnis dahinter – genau wie bei dir. Wenn du willst, dass dein Kind aufräumt, steckt dahinter vielleicht dein Bedürfnis nach Struktur oder Unterstützung. Wenn dein Kind lieber weiterspielt, ist sein Bedürfnis vielleicht gerade Freude oder Selbstwirksamkeit.
 
Erkennst du das?
Plötzlich stehen nicht mehr „gutes“ und „schlechtes“ Verhalten gegeneinander – sondern zwei Menschen mit echten Bedürfnissen.

3. Grundannahme der Gewaltfreien Kommunikation: Jede Handlung ist ein Versuch, sich ein Bedürfnis zu erfüllen

Hier wird es richtig spannend. Denn: Auch Verhalten, das dich nervt oder überfordert, ist letztlich nur ein Ausdruck eines Bedürfnisses.
 
Wenn dein Kind auf dem Sofa hüpft, obwohl du schon dreimal gesagt hast, es soll das lassen – ist das möglicherweise sein Weg, sich das Bedürfnis nach Bewegung, Freude oder Gesehenwerden zu erfüllen.
 
Und auch du wählst Handlungen, um dir deine Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn du zum Beispiel laut wirst, ist das vielleicht dein Versuch, dein Bedürfnis nach Gehör oder Respekt zu erfüllen – auch wenn der Weg dahin gerade nicht der konstruktivste ist.
Die GFK fragt nicht „Warum macht er/sie das?“, sondern: „Welches Bedürfnis steht dahinter?“

4. Grundannahme der Gewaltfreien Kommunikation: Gefühle zeigen, ob Bedürfnisse erfüllt oder unerfüllt sind

Gefühle sind in der GFK keine Feinde, sondern Wegweiser.
Wenn du dich fröhlich, entspannt oder zufrieden fühlst – sind Bedürfnisse erfüllt. Wenn du dich wütend, traurig, gestresst oder ängstlich fühlst – ist mindestens ein wichtiges Bedürfnis gerade nicht erfüllt.
 
Das gilt auch für dein Kind. Ein wütendes Kind ist kein “schwieriges” Kind, sondern ein Kind, das mit einem unerfüllten Bedürfnis ringt – z. B. nach Autonomie, Zugehörigkeit oder Ruhe.
 
Dein Kind ist traurig, weil das Spiel zu Ende ist? Vielleicht war sein Bedürfnis nach Verbindung oder nach Entscheidungsfreiheit nicht erfüllt. Du bist wütend, weil du wieder alles allein machst? Vielleicht steckt dahinter dein Bedürfnis nach Unterstützung oder Fairness.
 
Gefühle sind der Schlüssel zum Bedürfnis.

5. Grundannahme der Gewaltfreien Kommunikation: Konflikte entstehen auf der Strategieebene, nicht auf der Bedürfnisebene

Wenn alle Bedürfnisse okay sind – warum streiten wir dann? Weil wir verschiedene Wege (=Strategien) wählen, um uns Bedürfnisse zu erfüllen.
 
Ein Beispiel: Du willst Ruhe – du setzt dich mit einem Tee aufs Sofa. Dein Kind will auch entspannen – aber sein Weg ist wildes Toben durchs Wohnzimmer.
 
Zwei Bedürfnisse: Ruhe & Entspannung. Beides legitim. Aber die Strategien dafür knallen aufeinander.
 
Was jetzt hilft? Gemeinsam neue Strategien finden, die beiden Bedürfnissen gerecht werden – z. B.: erst 10 Minuten toben mit dir, dann ruhiger Übergang ins Sofa-Miteinander.
(Noch mehr über die Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern liest du hier: Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern: Die besten Tipps für den Start)

6. Grundannahme der Gewaltfreien Kommunikation: Was ein Kind tut, tut es für sich – nicht gegen dich

Diese Annahme ist ein echter Gamechanger. Wenn dein Kind sich verweigert, nicht hört, rumschreit oder dir widerspricht – es geht nicht gegen dich.
 
Es kämpft gerade für etwas Eigenes. Für ein Bedürfnis. Für ein inneres Ja. Für Selbstwirksamkeit. Für Schutz.
Wenn du das tief verinnerlichst, kannst du aus dem Reaktionsmodus aussteigen. Dann musst du nicht mehr mit Wut oder Kränkung reagieren, sondern kannst mit Neugier schauen:
 
👉 Was versucht mein Kind sich gerade zu holen? 👉 Was braucht es so sehr, dass es nicht anders kann, als zu kämpfen?
 
Häng dir diesen Satz an den Badezimmerspiegel: Was ein Kind tut, tut es für sich – nicht gegen dich.

7. Grundannahme der Gewaltfreien Kommunikation: Verstehen heißt nicht einverstanden sein

Dieser Satz ist besonders für Eltern wichtig, die befürchten, dass sie durch empathisches Zuhören alles durchgehen lassen. Nein. Verstehen heißt nicht: Ich finde alles okay.
 
Wenn du deinem Kind zuhörst, es begleitest, sein Bedürfnis herausfindest – dann verstehst du es. Aber du kannst trotzdem klar sagen, was für dich nicht passt. Die Reihenfolge ist entscheidend:
 
Erst das Verstehen. Dann das Leiten.
 
Denn Kinder – wie auch wir Erwachsenen – sind nur dann offen für neue Wege, wenn sie sich wirklich gehört und verstanden fühlen. Erst dann entsteht Bindung. Erst dann ist echte Kooperation möglich.

Bonus- Grundannahme: Hinter jedem Nein deines Kindes steckt ein Ja zu sich selbst

Wenn dein Kind „Nein!“ ruft – zum Aufräumen, zum Anziehen, zum Losgehen –, versuche, das dahinterliegende Ja zu entdecken.
🧩 Wozu sagt dein Kind gerade Ja?
 
Vielleicht sagt es Ja zu Selbstbestimmung. Ja zu einem Spiel, das es gerade liebt. Ja zu seinem eigenen Tempo. Ja zu mehr Nähe mit dir.
 
Wenn du das erkennst, kannst du dein Kind auf einer ganz anderen Ebene begleiten – mit mehr Verbindung, weniger Widerstand und deutlich mehr Verständnis auf beiden Seiten.

Gewaltfreie Kommunikation beginnt im Herzen

Die sieben Grundannahmen der GFK sind keine Tricks, um dein Kind “funktionieren” zu lassen. Sie sind Einladungen zu einer neuen Haltung – zu einem neuen Blick auf dich, dein Kind und euren Alltag.
 
✨ Du darfst anfangen, Gefühle und Bedürfnisse wirklich zu sehen. ✨ Du darfst Konflikte als Chancen begreifen. ✨ Du darfst in die Tiefe schauen, statt nur an der Oberfläche zu reagieren.
 
Und du wirst sehen: Wenn du dich auf diesen Weg machst, verändert sich etwas. Nicht immer sofort. Aber spürbar. Friedlicher. Liebevoller.
 

💬 Magst du die Grundannahmen der Gewaltfreien Kommunikation auch in deinem Familienalltag verankern? Dann begleite ich dich gern weiter auf deinem Weg – zum Beispiel in meinem kostenlosen Einführungskurs in die Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern.
 
Hier kanst du dich dafür anmelden:
 
 
Oder: Lass mir einen Kommentar da – welche der Grundannahmen hat dich heute besonders berührt?

Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/