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5 Fehler, die fast allen Eltern passieren, wenn sie mit Gewaltfreier Kommunikation starten

Gewaltfreie Kommunikation – ein Weg mit Herz und Stolpersteinen

Vielleicht hast du schon davon gehört: Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg ist kein weiteres Erziehungsmodell mit Regeln und Belohnungssystemen. Sie ist vielmehr ein Weg, mit dir selbst und deinem Kind in eine tiefere, ehrlichere und verbindendere Beziehung zu kommen. Du lernst, Gefühle zu verstehen, Bedürfnisse zu erkennen und Konflikte auf Augenhöhe zu lösen – nicht mit Macht, sondern mit Mitgefühl.

Doch der Einstieg in die GFK fühlt sich für viele Eltern zuerst alles andere als leicht an. Statt mehr Verbindung erleben manche erst mal Überforderung, Frust und sogar neue Konflikte. Das liegt nicht daran, dass Gewaltfreie Kommunikation nicht funktioniert – sondern daran, wie wir sie am Anfang oft versuchen umzusetzen.

Denn der größte Fehler ist vielleicht dieser: Wir glauben, wir müssten es sofort perfekt können.

Eine kleine Geschichte aus dem echten Familienleben

Letzte Woche erzählte mir eine Mutter aus meinem Kurs von einem Moment, den viele kennen:

„Ich wollte GFK anwenden. Mein Sohn (6) schmiss beim Abendessen wütend seinen Becher vom Tisch. Ich atmete tief durch und sagte mit möglichst ruhiger Stimme:
‚Ich beobachte, dass du deinen Becher vom Tisch geworfen hast. Ich bin verärgert, weil mir ein achtsamer Umgang mit den Dingen wichtig ist. Kannst du mir sagen, was du gerade brauchst?‘

Mein Sohn starrte mich nur an. Dann sagte er: ‘Mama, du redest komisch.‘

Und dann ging er einfach weg. Ich war so enttäuscht. Ich hatte doch alles richtig gemacht!“ (Lies auch: Ist Gewaltfreie Kommunikation zu kompliziert?)

Diese Mutter ist nicht allein. Viele Eltern erleben solche Situationen. Sie bemühen sich, bleiben ruhig, sprechen in GFK-Sprache – und stoßen trotzdem auf Ablehnung, Missverständnis oder sogar Spott. Warum?

Weil GFK kein Rezept, sondern eine Haltung ist – und die darf sich entwickeln. Ganz in deinem Tempo.

Im Folgenden zeige ich dir die fünf häufigsten Fehler, die Eltern beim Einstieg in die Gewaltfreie Kommunikation machen – und wie du sie vermeiden kannst.


Fehler 1: GFK in Akutsituationen „durchziehen wollen“

Was passiert:
Du willst gerade friedlich sprechen, aber dein Nervensystem ist im Alarmzustand. Dein Kind tobt, du bist gestresst – und versuchst trotzdem, jetzt GFK anzuwenden. Ergebnis: Es klingt gezwungen, du fühlst dich unauthentisch, dein Kind versteht nur Bahnhof.

Beispiel:
Du sagst mit zitternder Stimme:
„Ich beobachte, dass du schreist… Ich bin… äh… frustriert…“
Dabei brodelt in dir eigentlich nur der Wunsch: Hör endlich auf!

Wie es leichter geht:
GFK braucht ein reguliertes Nervensystem. Übe sie zuerst in ruhigen Momenten. Sprich über den Tag, über Gefühle, über schöne Situationen. Und in Akutsituationen? Erstmal atmen, runterkommen – dann handeln.

Manchmal ist GFK auch: „Ich merke, dass ich gerade selbst überfordert bin. Ich brauche kurz eine Pause.“


Fehler 2: Die 4 Schritte als Lehrbuchformel benutzen

Was passiert:
Viele Anfänger lernen die 4 Schritte (Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte) wie ein Sprachmuster auswendig. Doch wenn wir GFK „abspulen“, spürt das Gegenüber: Da spricht nicht dein Herz, sondern dein Kopf.

Beispiel:
„Ich beobachte, dass du deinen Ranzen in den Flur geworfen hast. Ich bin irritiert, weil mir Ordnung wichtig ist. Würdest du bitte deinen Ranzen aufräumen?“

Klingt korrekt – fühlt sich aber distanziert an. Für dein Kind: unnatürlich.

Wie es leichter geht:
Gib den 4 Schritten deine eigene Sprache. Du darfst umgangssprachlich bleiben. „Straßengiraffisch“, wie Marshall Rosenberg es nannte.

Zum Beispiel:
„Boah, ich merk gerade – mich nervt das richtig mit dem Ranzen, ich brauch mehr Ordnung, damit ich runterkommen kann. Kannst du den bitte eben wegräumen?“

Klingt echt. Und wirkt verbindender.


Fehler 3: GFK als „bessere Erziehungsmethode“ sehen

Was passiert:
Wenn du Gewaltfreie Kommunikation nur als neue Methode siehst, um dein Kind besser zu lenken, wird sie scheitern. Denn GFK funktioniert nicht wie Belohnung und Strafe – sondern baut auf Freiwilligkeit und Verständnis.

Beispiel:
„Ich formuliere jetzt liebevoll – und dann macht mein Kind, was ich will.“

Wenn das Kind dann „Nein“ sagt, bist du frustriert.

Wie es leichter geht:
Erkenne: GFK ist Beziehungspflege, keine Steuerungstechnik. Es geht darum, dein Kind wirklich zu sehen, zu verstehen – und gemeinsam Lösungen zu finden, mit denen ihr beide leben könnt.

Dein Kind darf „Nein“ sagen. Und du darfst trotzdem deine Grenzen klar machen – in Verbindung.


Fehler 4: Zu schnell zu viel wollen

Was passiert:
Du bist begeistert – und willst alles sofort umstellen: die ganze Kommunikation, die Familiengespräche, die Konflikte. Das Problem: Du überforderst dich (und oft auch dein Kind).

Beispiel:
Du willst bei jedem kleinen Konflikt alles analysieren, über Gefühle sprechen, Bedürfnisse erforschen – und wunderst dich, warum dein Kind die Augen verdreht.

Wie es leichter geht:
Starte klein. Vielleicht nimmst du dir einen Satz pro Tag vor, den du in GFK-Sprache umformulierst. Oder du beginnst mit der Selbstempathie – und übst erstmal, deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen.

Langsam ist nachhaltig. Perfektionismus ist der Feind von Verbindung.


Fehler 5: Der innere Kritiker wird zur GFK-Polizei

Was passiert:
Du willst liebevoll sprechen – und ärgerst dich, wenn du’s nicht schaffst. Du hörst dich schimpfen und denkst: „Mist! Ich kann das einfach nicht. Ich bin keine gute Mutter/kein guter Vater.“

Du bewertest dich hart – und das erzeugt Druck. Statt Verbindung entsteht Schuldgefühl.

Wie es leichter geht:
GFK bedeutet auch: Mitgefühl mit dir selbst.
Niemand ist perfekt. Auch Marshall Rosenberg hat mal geschrien. Entscheidend ist, wie du danach mit dir umgehst.

Sag dir lieber:
„Das war nicht, wie ich es mir wünsche – und ich kann daraus lernen.“
Oder:
„Ich war überfordert – das zeigt mir, dass ich gut für mich sorgen darf.“

GFK beginnt bei dir. Mit Selbstempathie. Mit Freundlichkeit dir selbst gegenüber. Und mit dem Vertrauen, dass Veränderung Zeit braucht.


Fazit: Du musst es nicht perfekt machen – du darfst einfach anfangen

Wenn du beginnst, mit Gewaltfreier Kommunikation zu experimentieren, wirst du Fehler machen. Du wirst stolpern, manchmal zurück in alte Muster fallen, du wirst dich unsicher fühlen. Und das ist okay.

Denn jeder Versuch, dich deinem Kind in Verbindung zu zeigen, zählt.
Jedes „Ich versuche es nochmal“ baut Brücken.
Und jeder Schritt in Richtung Verständnis – für dich und dein Kind – verändert eure Beziehung langfristig.

Und weißt du was? Du musst diesen Weg nicht allein gehen.

Ich habe einen kostenlosen Einführungskurs in Gewaltfreier Kommunikation für Eltern erstellt – genau für diesen Anfang.
Dort zeige ich dir in kleinen, alltagsnahen Schritten, wie du mehr Verbindung und weniger Stress in den Familienalltag bringst – ohne Druck, ohne Perfektion.

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Lass uns gemeinsam starten – entspannt, liebevoll und mit ganz viel Mitgefühl. 💛


 

Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Eltern-Coach, Theaterpädagogin, Kommunikationstrainerin und Mama von 4 Kindern. "Kinder zu bekommen ist nur der Anfang des Elternseins. Die wirkliche Aufgabe liegt daran, uns unser Leben mit unseren Kindern so zu gestalten, dass sich alle in der Familie angenommen und geliebt fühlen. Und das schließt uns selbst mit ein." Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/