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„Geht das nicht auf den Rücken?“ Warum Tragen von Babys soviel mehr ist als nur ein zusätzliches Gewicht und wie es gegen den Alltagswahnsinn junger Mütter hilft!

Ein anderes Leben mit Baby ist es, wenn du dein Baby bei dir trägst, im liebevollen Körperkontakt. Dein Baby fühlt sich sicher und geborgen. Du hast den Kopf und die Hände frei für andere Dinge.

Mein Freund und ich waren gerade für ein paar Tage bei einem Festival auf einem alten Rittergut und redeten mit Almut, einer jungen Frau, die ihr 6 Wochen altes Baby Paula dabei hatte. Paula war etwas unruhig, da legte Almut sie sich auf den Rücken, schwang ein Tragetuch drüber und knotete es vor der Brust fest. Sie stand danach leicht schaukelnd vor uns und wir unterhielten uns weiter, während die kleine Paula schon wenige Augenblicke später friedlich im Tuch schlummerte. Der Anblick der schlafenden, geborgenen Paula berührte mich so tief, dass mir klar war, wenn ich ein Baby haben würde, dann würde ich es auch so tragen.“

Dieser Weg ins Leben hat für dich und dein Baby viele Vorteile, aber er ist nicht immer leicht. Doch nicht das Gewicht des Babys erschwert das Tragen Neugeborener. In unserer immer noch körperfeindlichen Gesellschaft ist diese sinnliche Art mit einem Baby zu leben mit vielen Vorurteilen belegt. ( Wenn du wissen willst, warum ein Baby für das Tragen geboren ist, lies hier weiter.)

Tragende Eltern erhalten Bemerkungen wie:

„Das kann doch nicht gut sein? Das arme Ding.“

„Kriegt es überhaupt noch Luft?“

„Das gehört in einen Kinderwagen.“

„So verwöhnst du dein Kind und es wird nie selbstständig.“

„Wie lange willst du es noch mit dir rumschleppen?“

„Davon bekommt es einen krummen Rücken. Das Baby muss gerade liegen.“

„Wir sind doch hier nicht mehr im Busch.“

Immer mehr Eltern tragen ihre Babys, und das aus gutem Grund!

Allen Sprüchen zum Trotz tragen immer mehr Eltern ihre Babys in Tüchern oder Tragehilfen. Denn das Tragen bietet nicht nur Geborgenheit fürs Baby, sondern bringt den Eltern große Erleichterungen im Alltag.

Doch worin liegt denn der Unterschied, ob Babys in ihrem Bettchen liegen oder bei Mama oder Papa auf dem Buckel hocken?

In der Regel sind es immer noch die Frauen, die sich in den ersten Lebensjahren um die Kleinkinder kümmern. Der Alltag mit einem Baby ist ein verborgener. Frauen mit kleinen Babys versuchen, ihr Leben neu zu ordnen. Aufgaben, die früher nebenbei erledigt wurden, sind manchmal kaum zu schaffen.

Denn wie sieht ihr Alltag eigentlich aus?

Ein Vormittag im Leben einer jungen Mutter:

10.30 Uhr Endlich liegt mein Baby im Bettchen und schläft. Zeit, um die Wäsche, die seit zwei Tagen in der Waschmaschine gammelt, aufzuhängen. Schnell laufe ich zur Waschmaschine und stopfe die Wäsche in den Korb.

“Uuaahhh!” weint es in dem Moment aus dem Kinderzimmer. Die Kleine ist wieder wach, hat bestimmt Bauchweh. Ich gehe zu ihr, rede beruhigend auf sie ein und gebe ihr den Schnuller. Sie saugt heftig an dem Schnuller und beruhigt sich allmählich. Ich düse wieder ins Badezimmer, um den Wäschekorb zu holen. Doch ich habe die Türklinke noch nicht einmal berührt, da geht es wieder los: „Raabeihhhh!“ Schon leicht genervt gehe ich zu der Kleinen. Sie freut sich, mich zu sehen, lächelt mich an. Mir wird ganz warm ums Herz. “Ach, du hast den Schnuller verloren“, sage ich zu ihr und gebe ihr den Schnuller. Sie ist wieder still und ich husche ins Bad.

10.55 Uhr Ich schleppe den Wäschekorb ins Wohnzimmer und stelle den Wäscheständer auf. Sie ist immer noch ruhig. Bestimmt ist sie eingeschlafen. Hoffnungsvoll hänge ich die ersten Wäschestücke auf. Dabei lausche ich in den Flur hinein. Gestern ging es ihr gar nicht gut, hatte sie doch erhöhte Temperatur gehabt. Ist sie vielleicht noch krank?

Dann überlege ich, was es heute noch zu tun gibt.

“Uuaahh!”

Ich zucke erschrocken zusammen, bin ganz leise. Vielleicht schläft sie ja wieder ein. Doch das Weinen wird lauter und nach einer Minute halte ich es nicht mehr aus und gehe zu ihr. Sie schluchzt jämmerlich und ich nehme das kleine Bündel in meinen Arm. “Du langweilst dich, gell?“ frage ich sie. Ich nehme sie samt einer Krabbeldecke mit hinüber ins Wohnzimmer und wiege sie eine Weile in den Armen, damit sie sich beruhigt.

11.00 Uhr Ich breite die Krabbeldecke im Wohnzimmer aus, werfe etwas Spielzeug dazu und lege das Baby auf die Krabbeldecke. Das findet sie anscheinend ganz schön, greift sich eine Rassel und gurrt zufrieden vor sich her. Ich hänge zufrieden die Wäsche auf. Den halben Wäscheberg habe ich geschafft, da fängt sie an zu weinen. „Was ist denn jetzt schon wieder los?”, frage ich sie genervt. Sie weint lauter. Bestimmt bekommt sie einen Zahn, denke ich und fange an, ihr ein Liedchen zu singen.

“Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann in unserem Kreis herum, bidibum!”

Das gefällt ihr. Es sind nur noch wenige Wäschestücke übrig, da fängt sie wieder an zu schreien. Ich schaue auf die Uhr.

11.15 Uhr Bestimmt hat sie Hunger. Ich nehme sie hoch, setze mich mit ihr aufs Sofa und stille sie. Zufrieden trinkt sie und schläft nach einer Weile ein. Sie sieht so süß aus, mit ihrem Milchschnütchen.

11.40 Uhr Ich bin völlig geschafft und will mich erst mal einen Moment ausruhen. Die Nacht war unruhig. Mir fallen die Augen zu.

12.02 Uhr Das Baby in meinem Armen fängt an, sich wieder zu bewegen. Ich wache wie gerädert auf. Die Kleine ist gut gelaunt und strahlt mich an. Ich lächle zurück. Doch mir ist zum Heulen zumute. Die Wäsche ist noch nicht fertig. Ich habe Hunger. Es muss noch eingekauft werden. Die Spüle ist voll mit Geschirr.

Eigentlich wollte ich heute noch eine Mail an eine Freundin schreiben – wird wohl wieder nichts daraus.

Wenn jetzt noch jemand von meinen Freunden kommt und sagt: “Willst Du mich nicht mal mit dem Baby besuchen, du hast doch jetzt soviel Zeit”, dann schleudere ich ihm einen dreckigen Putzlappen entgegen.

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Krise nach der Geburt

So ist es kein Wunder, dass viele Frauen nach der Geburt ihres Kindes in eine ernste Krise geraten. Unzählige Unterbrechungen durch das Baby zerstückeln den Tag und machen kontinuierliches Arbeiten sehr schwer. Da Frauen oft die ersten Jahre in Elternzeit sind, verlieren sie gleichzeitig einen großen Teil ihres sozialen Umfeldes. Ein neues soziales Umfeld müssen sie sich erst noch schaffen. Junge Mütter sind häufig Abnehmer der Pillenindustrie. Von Vitamintabletten bis Psychopharmaka schlucken sie, was ihnen eine vermeintliche Erleichterung im Alltag bringt. Ein ganzer Werbezweig baut auf den Frust von Müttern auf. Sie sind abends völlig geschafft und haben trotzdem das Gefühl, nichts geschafft zu haben. Die Hausarbeit wächst zu einem Monstrum heran und für andere, für das Leben einer erwachsenen Frau wichtige Tätigkeiten, bleibt kein Raum mehr. Manche Mütter haben das Gefühl, nur noch auf das Kind reduziert zu sein.

Nun scheint es absurd, dass durch das Anbinden des Säuglings an den Körper der Mutter die Mutter mehr Freiheiten haben soll. Es sieht so aus, als ob die Mutter mit dem an sich gebundenen Baby jetzt noch mehr allein auf ihre Rolle als Mutter fixiert wird.

Doch was geschieht eigentlich beim Tragen? Durch das Tragen ist das Kontaktbedürfnis des Säuglings befriedigt. Körperkontakt ist ein elementares Grundbedürfnis des Säuglings. Ist dies erfüllt, ist das Baby viel zufriedener und muss sich nicht mehr durch unzählige Versuche, den Kontakt herzustellen, ins Bewusstsein der Erwachsenen bringen. Für das Baby ist das Tragen so wichtig, weil es von seiner physischen und psychischen Ausstattung her zu den Traglingen zählt. (Hier habe ich mehr darüber geschrieben.)

Das Tragen ist für ein Traglingsbaby entwicklungsfördernd und notwendig. In bestimmten Bereichen wird Tragen therapeutisch eingesetzt, zum Beispiel bei der Behandlung von frühgeborenen oder entwicklungsverzögerten Kindern. Es gibt mittlerweile viele Forschungen der unterschiedlichsten wissenschaftlichen Richtungen, z.B. aus der Medizin, der Psychologie und der Verhaltensbiologie, die alle die positiven Auswirkungen des Körperkontaktes für die Entwicklung des Säuglings bestätigen.

Über die Schwierigkeiten und Möglichkeiten des Tragens bei uns.

„Du brauchst unbedingt einen Kinderwagen!“

In den meisten Elternratgebern steht immer noch, das Tragen wäre eine Ergänzung, aber kein Ersatz für den Kinderwagen. Es ist aber durchaus auch in unserer Gesellschaft möglich, ohne Kinderwagen auszukommen, wenn Eltern es möchten. Ein Kinderwagen ist kein Muss, sondern eine freie Entscheidung. Genauso wie das Tragen. Meine vier Kinder sind in den ersten Monaten im Tuch oder anderen Tragehilfen getragen worden und ich habe mich dadurch viel freier gefühlt als viele andere Mütter, die mal nicht eben die Treppe zur U-Bahn runterlaufen konnten. Einen Buggy hatte ich erst, als meine Kinder im Kleinkindalter waren. Jedenfalls ist, ob mit zusätzlichen Kinderwagen oder ohne, das Tragen für die Mutter eine Möglichkeit, ihren Tagesablauf weitestgehend selbst zu bestimmen.

Viele kennen die Bilder aus anderen Ländern, in denen Babys überall dabei sind auf dem Rücken eines Erwachsenen, und doch fast nie weinen. Es ist offensichtlich, dass ein zufriedenes Baby für die Mutter ein großer Vorteil für ihren Alltag ist. Der durch unzählige Unterbrechungen zerrissene Alltag wächst zusammen und kontinuierliches Arbeiten wird wieder möglich. Der Haushalt schrumpft auf ein normales Maß und es bleibt genügend Zeit für die eigenen Interessen der Frau. Auch der Kopf wird wieder frei, um an andere Dinge zu denken.

Denn Körperkontakt ist eine Form der Kommunikation. Durch den Körperkontakt mit ihrem Kind spürt die Mutter, wie es ihm geht und muss nicht mehr ständig ihre Gedanken auf das Kind richten. Auch das Kind erfährt, das es zwar am Leben der Mutter teilnimmt, aber dennoch nicht im Zentrum steht. So ist durch das Tragen ein liebevolles Miteinander möglich, indem die Bedürfnisse von beiden, Mutter und Kind, miteinander harmonisieren können.

Das Tragen ist kein Zaubermittel, dass alle durch die Gesellschaft entstandenen Probleme für die Mutter löst. Aber es bringt entscheidende Vorteile im Alltag. Durch das Tragen stellt sich die Frage, ob die Trennung zwischen Arbeit und Kindesbetreuung so zwingend notwendig sein muss, wie in dieser Gesellschaft üblich. Frauen sind heute vor der Geburt ihres Kindes aktiv im Beruf. Nach der Geburt fühlen sie sich hin und her gerissen zwischen den Bedürfnissen ihres Babys und ihren eigenen Bedürfnissen.

Durch das Tragen ist es der Frau wieder möglich, ihren eigenen Interessen und Tätigkeiten nachzugehen. Sie ist zufriedener und das wirkt sich auch auf ihr Baby aus. Das Baby ist so eingebettet in ein aktives, liebevolles, soziales Umfeld. In anderen Kulturen ist es durchaus üblich, dass Frauen auch mit Kleinkind weiterhin am Leben einer Gemeinschaft teilhaben. Bei uns findet das bisher nur in Einzelfällen statt. Das Tragen war und ist daher für viele Frauen die Art von Kindesbetreuung, die ihnen ein selbstbestimmteres Leben mit Kind ermöglicht. Beim Tragen wird das Kind in den Alltag der Erwachsenen integriert und nicht umgekehrt.

Alltag mit Kind am Körper

Ich habe alle meine Kinder getragen. Schon in den ersten Wochen viele Stunden am Tag. Das war für mich die beste Lösung für uns alle. Durch das Tragen konnte ich mich auch anderen Dingen zuwenden und habe dadurch meinen Alltag nicht so zerrissen erlebt, wie manche andere Mutter, die kaum eine Arbeit in Ruhe erledigen konnte. Deswegen war das Tragen für mich auch in erster Linie ein Mittel, um mein eigenes Leben weiterleben zu können. Und das ist für mich auch der eigentliche Sinn des Tragens; die Mutter kann ihren Beschäftigungen nachgehen und gleichzeitig wird das elementare Bedürfnis des Babys nach Körperkontakt und Nähe gestillt. Die Mutter kann ihre Gedanken auf etwas anderes richten, denn sie spürt ja jederzeit, wie es ihrem Baby geht. Sie braucht nicht schnell mal zum Baby huschen, um zu schauen, wie es ihm geht.

Die Hausarbeit, die mit einem abgelegten Baby oft kaum zu bewältigen ist, da die Mutter sich zwischendurch immer wieder mit ihrem Baby beschäftigt, dauert mit einem getragenem Baby nicht viel länger als ohne Baby. Die Babys mögen das Geschaukel bei der Arbeit und sind dadurch meistens zufrieden.

Bewegung und Ruhe

Babys sind zufrieden am Körper, wenn die Mutter arbeitet und sich dabei möglichst viel bewegt. Am liebsten mögen sie rhythmische Bewegungen wie gehen, tanzen, schrubben, Lehm stampfen….. Allerdings ist unserer Alltag recht arm an rhythmischen Bewegungen, Maschinen nehmen uns einen großen Teil der körperlich harten Arbeit ab und nicht jeder hat gerade ein Lehmhaus zum Restaurieren. Viele unserer Arbeiten sind statisch, wie Schreibtisch- und Computerarbeiten. Wir lesen oft, ob Zeitung, am Tablet oder ein Buch. Bei statischen Tätigkeiten sind die meisten Babys nach einer Weile unzufrieden. Intellektuelle Arbeit und die Betreuung von Babys und Kleinkindern ist nicht so einfach vereinbar. Es ist nicht leicht, für die Eltern, einen Weg zu finden, der in dieser Hinsicht für sie und ihr Kind befriedigend ist. Daher kann man solche Tätigkeiten mit einem Baby am Körper nur begrenzt durchführen. Ich habe die Schlafzeiten meines Babys hauptsächlich zum Lesen und Schreiben genutzt und die körperlichen Arbeiten erledigt, wenn es wach war und von mir dabei getragen wurde. So konnte ich soviel meinen Intellekt füttern als auch meinen Haushalt führen.

Die tragende Rolle von Männern und der Gemeinschaft

Bisher habe ich meist von der Frau als Trägerin gesprochen. Das spiegelt die gesellschaftliche Realität wieder, in der sich hauptsächlich die Frauen um die kleinen Kinder kümmern.

Dies in einem Text zu ignorieren, hieße, die Arbeit der Frauen zu ignorieren. Das heißt aber nicht, dass die Rolle der Gemeinschaft und der Männer unwichtig wäre. Sie ist sogar sehr wichtig. In unserer eigenen Familie habe ich erlebt, wie wichtig der Vater von Anfang an für das Baby ist. Aber die Bedeutung des Tragens für Männer in unserer Gesellschaft ist eine andere. Da nur wenige Männer sich in dem Maße um ihre Babys kümmern wie die Frau, stellt das Tragen für sie weniger ein Mittel zur Alltagsbewältigung dar.

Aber es ermöglicht ihnen, durch das Tragen eine befriedigende körperliche Beziehung mit einem Baby zu erleben, die sonst meist der Mutter vorbehalten ist. Sie können durch den Tragekontakt das Baby auch beruhigen und zufriedenstellen, sowie andere tragende Erwachsene auch. Gerade das Tragen bietet Vätern aber die Möglichkeit zu einer intensiven Beziehung zu ihrem Baby. Es gibt auch immer mehr Väter, die auf eine zärtliche, liebevolle Art mit ihrem Baby leben und es auch viel tragen.

Das Bild tragender Väter in der Gesellschaft

Tragende Frauen werden manchmal noch von anderen misstrauisch beäugt, tragende Männer erleben durch ihre Exotenrolle dagegen Wohlwollen. Mein Bruder, damals noch kinderlos, war ganz begeistert, wie viele Frauen ihn anlächelten, wenn er mit meinem Kind auf den Schultern spazieren ging.

Interessant ist auch das Bild von Vätern in Publikationen oder der Werbung. Sie werden viel häufiger mit ihrem Kind in einer Tragehilfe gezeigt, als Frauen. So erkennt die Werbung ganz klar, dass Tragen ,aktiv sein’ bedeutet, denn mit einem passiven Vater wäre kaum Geld zu machen.

In vielen Kulturen, in denen Babys in ihrem ersten Lebenshalbjahr kontinuierlich, das heißt, während des ganzen Tages getragen werden, trägt die Mutter die Hälfte davon, die andere Hälfte wird vom Vater, den Geschwistern, den Verwandten und von Nachbarn übernommen.

„Auch die javanische Mutter trägt ihr Kind nicht ununterbrochen, dennoch wird das Kind ständig getragen: durch die vielen Hände einer Großfamilie und einer Gesellschaft, die zupackt, wenn es um Kinder geht. Betritt man in Indonesien mit einem Kind auf dem Arm ein Geschäft, strecken sich sofort viele Hände aus, um das Kind zu halten, weil es eine ‘beglückende, Tätigkeit ist.“ (Dr. v. Loh, Zeitschrift für Sozialpädiatrie, 6’95, S.334)

Von der Gemeinschaft getragen werden

Von solch einem Getragenwerden durch die Gesellschaft können Eltern hier nur träumen. Es gibt mittlerweile einige Untersuchungen über die Bedeutung des Tragens für die Kultur. Es ist ersichtlich, dass das Lebensgefühl eines Babys, das sich schon von Anfang an von der Gemeinschaft getragen fühlt, ein ganz anderes ist, als das des abgelegten Kindes mit lediglich der Mutter als Bezugsperson. Das hat auch Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft. Noch immer wird Eltern, die ihre Babys tragen, ein schlechtes Gewissen gemacht. Vor allem mit dem Argument, sie würden ihrem Kind schaden. Ein tragender Erwachsener passt noch immer nicht in das Bild dieser Gesellschaft.

So würden viele Eltern ihr Baby gerne mehr tragen, da sie die Vorteile für sich und ihr Kind klar sehen, trauen sich aber nicht. Sie scheitern oft schon an der ersten negativen Bemerkung ihrer Umgebung.

Die Schwiegermama will das Kind im Kinderwagen schieben und findet: „Das hat’s doch früher nicht gegeben. Das hatten wir nicht nötig.“

Der Kinderarzt ist vielleicht noch von der alten Schule und sagt: „Tragen erst ab dem Sitzalter.“

Die Nachbarn fragen: „Ja, habt ihr denn gar keinen Kinderwagen?“

Da brauchen junge Eltern viel Selbstbewusstsein. Das wird leider nicht sofort beim ersten Kind mitgeliefert. Bis das Tragen wieder selbstverständlicher Teil der Kleinkindbetreuung wird, ist noch ein langer Weg, der nicht von einer Frau und nicht von Frauen allein geleistet werden kann. Aber gerade durch das Tragen wird das Kind überhaupt wieder in die Gemeinschaft hineingetragen. Dadurch entsteht eine Dynamik, die zu untersuchen bestimmt sehr interessant wäre.

Für ein liebevolles Miteinander

Das Tragen in den Alltag einzubeziehen – und zwar nicht erst dann, wenn das Baby weint- kann für die Eltern viel Vorteile haben und dem Baby Sicherheit und Geborgenheit geben. Damit die Eltern ihr Baby tragen und liebevoll betreuen können, müssen sie von anderen Menschen emotional und durch tatkräftigen Beistand getragen werden. So ist es wichtig, dass wir uns Stück für Stück eine Umgebung schaffen, in der ein harmonisches und liebevolles Miteinander möglich ist.

Mehr über die physischen und psychischen Grundlagen des Tragens beim Baby habe ich in dem Artikel Warum es so gut ist, ein Baby zu tragen! geschrieben.

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Dagmar

Dagmar Gericke von der Feeling Family®: Ich bin Mutter von vier Kindern im Alter zwischen 9 und 30 Jahren. Außerdem bin ich Kommunikationstrainerin, Theaterpädagogin und Elternbloggerin. Ich bin davon überzeugt, dass wir, indem wir uns selbst und unsere Familien heilen, auch unsere tief zerstrittene Welt heilen. Der Wandel beginnt immer bei uns selbst. Willst du mehr über mich wissen? Dann schaue hier: https://feelingfamily.com/about/
  • Tragen. Super! Toll! Und nach Kaiserschnitt?!

    Was werde ich oft angepampt, ich solle mein Kind in die Trage setzen statt mit dem Kinderwagen durch ne Menschenmenge zu wollen.

    Dass ich gar nicht soll/darf – und ich echt Schmerzen dabei habe, interessiert null.